Wenn Du Kaufmann werden willst.
Dann findest Du nachfolgend das Wissen der Kaufleute zu Investiton und Finanzierung.
Man kann die Finanzierungsarten auch nach der Rechtsstellung des Kapitalgebers differenzieren. Eigenfinanzierung durch den Betrieb oder seine Eigentümer steht hier Fremdfinanzierung durch Kapitalgeber, die nicht zum Betrieb gehören, gegenüber.
Kapital aus Eigenfinanzierung: Innenfinanzierung aus dem Betriebsprozess Einlagenfinanzierung der Besitzer ----------------------------------------- = Eigenkapital auf der Passivseite der Bilanz Kapital aus Fremdfinanzierung = Fremdkapital auf der Passivseite der Bilanz
Darüber hinaus erwirtschaftet das Unternehmen aber auch einen Überschuss / Gewinn. Der kann an die Eigentümer verteilt, also ausgeschüttet werden. Unterbleibt diese Verteilung und fließt der Gewinn wieder ins Unternehmen, so wächst das Eigenkapital. Der Gewinn wirkt kapitalzuführend.
Dieser nicht ausgeschüttete Gewinn (Gewinnthesaurierung) ermöglicht dem Betrieb die Selbstfinanzierung. Bei dieser Finanzierung aus unverteilten Überschüssen werden vom Unternehmensgewinn Rücklagen gebildet. Auf diese Weise entsteht zusätzliches Eigenkapital, das investiert werden kann.Da dieses Kapital in der Bilanz verzeichnet ist, spricht man von offener Selbst- oder Innenfinanzierung.
Gewinn & Verlust | ||||||||||
SOLL | HABEN | |||||||||
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SOLL Eigenkapital HABEN ----------------------------------------------------------- | Gewinn 110.000-Bei Kapitalgesellschaften wie einer GmbH oder AG wird die so gebildete Rücklage auf ein spezielles Konto gebucht.
SOLL Gewinn & Verlust HABEN ----------------------------------------------------------- Aufwendungen 150.000,- | Erträge 260.000- Rücklagen 40.000,- | /‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾ Gewinn 70.000,- | ___________/ ----------------------------------------------------------- 260.000,- | 260.000,- SOLL Rücklagen HABEN ----------------------------------------------------------- | 40.000-Auch diese Rücklage ist Gewinn, der nicht ausgeschüttet wurde. Diese kann somit investiert werden.
Neben der offenen Selbstfinanzierung durch desinvestierte Mittel und den Gewinn, den das Unternehmen nicht ausschüttet, gibt es noch die verdeckte oder stille Selbstfinanzierung. Auch hier werden Rücklagen gebildet. Da sie aber in der Bilanz nicht ausgewiesen werden, spricht man von stillen Rücklagen. Sie entstehen durch Unterbewertung von Vermögensteilen oder Überbewertung von Schulden.
Ein Beispiel zur Unterbewertung von Anlagevermögen:Unterbewertung des Anlagevermögens durch überhöhte Abschreibung:
Das Unternehmen hat letztes Jahr einen LKW für 50.000 Euro gekauft. Es wurde eine Nutzungsdauer von 4 Jahren festgelegt.
Tatsächlich wird der LKW aber 5 Jahre genutzt.
Weiteres Beispiel für Unterbewertung des Umlaufvermögens:
Der Geschäftsführer hat im vergangenen Jahr einen Teil des Gewinns der Firma in Aktien investiert. Die Anschaffungskosten betrugen 300 Euro pro Aktie. Mit diesem Wert
stehen sie auch als Umlaufvermögen in der Bilanz. Mittlerweile stieg der Kurs, der Wert beträgt jetzt 400 Euro. Damit besitzt das Unternehmen eine stille Reserve von 100 Euro.
Der Vorteil verdeckter Rücklagen ist die Tatsache, dass es sich dabei um einen Gewinn handelt, der nicht in den Büchern auftaucht. Der Gewinn eines Unternehmens ist aber die Grundlage für die Besteuerung. Die erhöhten Abschreibungen des Unternehmens, der Gewinn durch Kursschwankungen im Auslandsgeschäft oder Kursanstieg an der Börse bleibt so unbesteuert. Bei Auflösung der Rücklagen werden diese Beträge allerdings ertragswirksam, erscheinen in den Büchern und müssen auch versteuert werden.
Es soll ein neuer Zweigbetrieb errichtet werden. Dafür wird ein Grundstück in einem anderen Ort verkauft und mit diesem Geld ein Grundstück am Ort der neuen Zweigstelle erworben. Dieses Grundstück ist Teil des Anlagevermögens der Firma. Durch den Verkauf dieses Vermögenswertes wird gebundenes Kapital in liquide Mittel freigesetzt. Diese können in andere Vermögenswerte neu investiert werden. Betrachtet wird zunächst nur der bilanzierte Grundstückswert von 300.000 Euro. Es wird kein neues Kapital zugeführt, sondern vorhandenes Vermögen umgeschichtet. Da hier ein Aktivposten gegen einen anderen getauscht wird, spricht man von einem Aktivtausch. Auswirkungen dieses Vorgangs in der Bilanz:AKTIVA AKTIVA --------------- --------------- Anlagevermögen Verkauf Umlaufvermögen Grundstück ========> Bankkonto 300.000,- Kapital- + 300.000,- freisetzungAktiva von 300.000 Euro (im Anlagevermögen) werden in andere Aktiva des gleichen Betrags (hier beim Bankkonto / Umlaufvermögen) getauscht. Der Verkauf von Vermögenswerten ist eine kapitalfreisetzende Einnahme.
Beispiel: Für einen LKW ist eine Nutzungsdauer von 4 Jahren veranschlagt. Die jährliche Abschreibung wird wie folgt berechnet:
Anschaffungskosten / Nutzungsdauer = Abschreibungsbetrag (AFA-Betrag, Absetzung für Aufwendungen).Der LKW wird somit jährlich mit 25% (10.000 Euro) abgeschrieben, verliert um diesen Betrag an Wert. Deshalb stellt die Abschreibung eine Aufwendung des Unternehmens dar. Diese schmälert den Gewinn und damit auch die Steuer.
Zur Berechnung der jährlichen Abschreibungsbeträge gibt es zwei Methoden:Zusammenfassung: Bei der Innen- oder Selbstfinanzierung stammt das Kapital aus dem Betrieb. Die Innenfinanzierung hat den Vorteil, dass keine Zinskosten entstehen und Tilgungen nicht die Liquidität belasten. Offene Innenfinanzierung: aus nicht ausgeschütteten Gewinnen werden Rücklagen und damit Eigenkapital gebildet. Stille Innenfinanzierung erfolgt durch die Bildung stiller Rücklagen. Diese entstehen durch die Unterbewertung von Vermögensteilen (z.B. bei erhöhter Abschreibung) oder durch Überbewertung der Schulden (z.B. durch überhöhte Rückstellungen). Im Unternehmen gebundenes Kapital wird durch Vermögensumschichtungen (Aktivtausch) freigesetzt und kann neu investiert werden. Durch verdiente Abschreibungen sammelt sich Kapital für Re- und/oder Neuinvestitionen an. Fremdkapital, das in langfristige Rückstellungen fließt, steht bis zur Fälligkeit dem Unternehmen zinslos zur Verfügung.
Mit der Aufnahme eines Gesellschafters (ändert sich die Gesellschaftsform und) wächst durch dessen Beteiligung auch das Eigenkapital. Bei Einlagen von neu hinzukommenden Gesellschaftern spricht man von Beteiligungsfinanzierung.
Mit dieser Eigenkapitalerhöhung kann das Unternehmen investieren oder Fremdkapital ersetzen, d.h. Schulden bezahlen.Der Einzelunternehmer kann jederzeit durch Einlagen aus seinem Privatvermögen das Kapital aufstocken. Bei Personengesellschaften wie der KG (Kommanditgesellschaft) bringen die Gesellschafter das Stammkapital auf. Im Gesellschaftsvertrag können sie zu weiteren Nachschüssen verpflichtet werden. Die Aufnahme neuer Gesellschafter mit entsprechenden Beteiligungen ermöglicht ebenfalls Eigenkapitalzuführung.
Eigenkapital macht unabhängig. Es ist Voraussetzung dafür, dass man fremdes Kapital aufnehmen kann (Kredite). Das Unternehmen wird dadurch nicht von Kreditkündigung und den Entzug von Betriebsmitteln bedroht. Es ist krisenfester.Wandelt man ein Einzelunternehmen zu einer GmbH um, verfügt das Unternehmen i.d.R. durch ihre Gesellschafter über mehr Eigenkapital. Andererseits haben die Gesellschafter auch Mitspracherechte in der Geschäftsleitung.
Die Einlagen- bzw. Beteiligungsfinanzierung bringt noch eine Reihe anderer Vor- und Nachteile mit sich.
Über eine Erhöhung des Eigenkapitals durch die Aufnahme neuer Gesellschafter muß die Versammlung der Anteilseigner mit satzungsmäßiger Mehrheit entscheiden.
Bei der Aktiengesellschaft (AG) ergeben sich noch einige Besonderheiten. Hier wird das Eigenkapital von Aktionären durch den Kauf der Aktie an der Börse aufgebracht. Über die Börse kann die AG Anteilsrechte an ihrem Eigenkapital vielen Kapitalgebern anbieten. Da der Mindestnennwert einer Aktie per Gesetz auf 1 Euro (§ 8 AktG) festgesetzt ist, können auch kleinste Beträge für die Eigenfinanzierung gewonnen werden.Das Eigenkapital von Kapitalgesellschaften besteht aus Grundkapital und Rücklagen. Das Grundkapital ist in Anteile zerlegt. Bei der Aktiengesellschaft wird das Anteilsrecht durch die Aktie beurkundet. Mit der Aktie ist u.a. der Anspruch auf Gewinnanteil (Dividende) und Stimmrecht in der Hauptversammlung verbunden. Nicht ausgeschüttete Gewinne fließen als Rücklage in Eigenkapital.
Bei einer ordentlichen Kapitalerhöhung benötigt der Vorstand der AG die Zustimmung der Hauptversammlung (Drei-Viertel-Mehrheit). Ist diese gegeben, gibt die AG neue (junge) Aktien heraus. Das Eigenkapital erhöht sich um den Ausgabewert der jungen Aktien. Beispiel: Der Nennwert der alten Aktien, die bei der Gründung der AG ausgegeben wurden, beträgt 100 Euro. Das Grundkapital setzt sich aus der Summe dieser Nennwerte zusammen. Der Börsenkurs und damit der Handelswert dieser 100 Euro Aktie liegt bei ca. 200 Euro. Auch die jungen Aktien mit dem Nennwert von 100 Euro werden zu einem Ausgabewert von 200 Euro an der Börse angeboten.
Bemerkungen zur Bestimmung des Ausgabenpreises
Der Ausgabepreis der jungen Aktien darf nicht geringer sein als der Nennwert (nicht unter pari).
Meist liegt er zwischen dem Nennwert und dem Börsenkurs der alten Aktien.
Bei der Kapitalerhöhung haben die Aktionäre ein Vorkaufsrecht (Bezugsrecht) auf die jungen Aktien.
Dadurch können sie ihre bisherige prozentuale Beteiligung an der AG, von welcher der Einfluss auf das Unternehmen abhängt, aufrechterhalten.
Neben der ordentlichen Kapitalerhöhung gibt es noch zwei Varianten.
Je höher der Börsenkurs, desto höher ist auch der Ausgabepreis der jungen Aktien und desto mehr Geld nimmt die AG durch deren Verkauf ein. Der Börsenkurs richtet sich aber nicht zuletzt nach dem Ertrag der Aktie. Je höher die Dividende, desto attraktiver die Aktie. Die AG zahlt hohe Dividenden aus, um so über den Verkauf neuer Aktien den ausgeschütteten Gewinn wieder zurückzuholen. Das Prinzip: "Schütt aus, hol zurück!".
Zusammenfassung: Einlagenfinanzierung liegt vor, wenn dem Unternehmen durch die Eigentümer Eigenkapital zugeführt wird. Einzelunternehmen und Personengesellschaften erhalten das Kapital aus den privaten Mitteln des Unternehmers oder durch Neuaufnahme von Gesellschaftern. Die Aktiengesellschaft erhält ihr Eigenkapital durch die Ausgabe von Aktien.
Da dieses Kapital nicht innerhalb des Betriebes erwirtschaftet wurde, handelt es sich um eine Form der Aussenfinanzierung. Fremdfinanzierung ist die Beschaffung von Kapital durch Aufnahme von Krediten. Sie ist die häufigste Form der Finanzierung in der Wirtschaft.
Dabei ergibt sich die Frage: Kann sich das Unternehmen eine Kredit leisten? Zins- und Tilgungszahlungen belasten die Liquidität, d.h. die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens.
Der Finanzplan muß eine Liquiditätsvorsorge beinhalten. Je länger die Laufzeit ist, desto stärker verteilt sich auch die Rückzahlung. Kurzfristige Kredite belasten die Liquidität stärker als langfristige. Wenn ein Unternehmen ein Kredit über 1 Million Euro auf 5 Jahre erhält, muß sie pro Jahr wesentlich mehr Geld für den Schuldendienst bereitstellen als bei einer Laufzeit von 10 Jahren.Fremdkapital Fremdkapital ↓ ↓ Investitionen Zinskosten ↓ ↓ Ertragssteigerungen > AufwandssteigerungenDie Ertragssteigerung, die durch die Fremdfinanzierung ermöglicht wird, muß höher sein als die damit verbundenen Kosten.
Bei der Kalkulation der Rentabilität ist ein Vorteil der Fremdfinanzierung zu berücksichtigen: Zinsen sind Aufwendungen, die den steuerpflichtigen Gewinn mindern. Das ist bei Dividenden für Einlagen nicht der Fall. Das Unternehmen spart also bei Fremdfinanzierung Steuern. Andererseits: Gehen die Geschäfte schlecht, kann bei der Einlagen- / Beteiligungsfinanzierung auf Gewinnausschüttung verzichtet werden. Zins- und Tilgungszahlungen für Fremdfinanzierung dagegen fallen immer an.
Die Unternehmerrendite ist eine wichtige Messzahl für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Sie zeigt, wieviel Gewinn das eingesetzte Eigenkapital erwirtschaftet.Reingewinn 10 x 100 -------------------- = Unternehmensrendite 10% Eigenkapital 100Durch den Einsatz von Fremdkapital sinkt der Eigenkapitalanteil (z.B. auf 50%). Entsprechend steigt die Rendite.
Reingewinn 10 x 100 -------------------- = Unternehmensrendite 20% Eigenkapital 50
Je höher der Fremdkapitalanteil und damit je geringer der Eigenkapitalanteil, desto höher die Rendite des Eigenkapitals. Man spricht von der Hebelwirkung des Fremdkapitals.
Die Hebelwirkung des Fremdkapitals ist ein großer Anreiz, trotz geringen Eigenkapitals die geplante Investition über Kredite zu finanzieren. Das Unternehmen kann sich zugrunde richten, wenn die fixen Kosten steigen oder die Ertragslage schlecht ist.Nachfolgend die Vor- und Nachteile der Fremdfinanzierung:
Nehmen wir z.B. folgende Situation: Alle Gläubiger eines Unternehmens kündigen ihre Kredite und ziehen ihr Kapital aus der Firma. Jetzt hängt es von der Kapitalstruktur ab, ob das Unternehmen diese Krise meistern kann.
Wurden die beiden wichtigsten Finanzierungsgrundsätze beachtet:Beispiel 1: |----------------|---------------| | | Eigenkapital | | Anlagevermögen |---------------| |----------------| | | Umlaufvermögen | Fremdkapital | | | | |----------------|---------------|Das Unternehmen hat sich durch die Vorteile der Fremdfinanzierung dazu verleiten lassen, den überwiegenden Teil des Vermögens durch Kredite finanzieren. Um die Schulden zu bezahlen, muss nicht nur das Umlaufvermögen flüssig gemacht werden (Auflösung der Konten, Verkauf der Vorräte). Auch Teile des Anlagevermögens (Maschinen, Fahrzeuge) gehen verloren. Die Firma kann nicht mehr produzieren.
Beispiel 2: |----------------|---------------| | | Eigenkapital | | Anlagevermögen | | |----------------| | | Umlaufvermögen |---------------| | | Fremdkapital | |----------------|---------------|Nach Befriedigung der Gläubiger sind das Anlagevermögen und ein Teil des Umlaufvermögens noch vorhanden. Das Unternehmen bleibt existenzfähig.
Die goldene Bilanzregel:
Das Anlagevermögen soll durch Eigenkapital gedeckt sein!
In der Praxis wird die goldene Bilanzregel selten erfüllt. Sie sollte jedoch als Zielvorstellung berücksichtigt werden, um Liquiditätskrisen zu vermeiden. Bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit durch die Bank spielt der Grad der Deckung durch Eigenkapital eine große Rolle.
Natürlich wird selten das gesamte Fremdkapital auf einmal fällig. Es gibt langfristige und kurzfristige Kredite, ebenso wie langfristige und kurzfristige Bindungen des Kapitals. Das Umlaufvermögen ist dadurch definiert, dass es schnell in liquide Mittel zurück verwandelt werden kann (Umsetzung von Rohstoffvorräten, Verkauf von Waren, Geld auf Bank- und Girokonten). Das in Anlagevermögen (Maschinen, Grundstücke, Gebäude) investierte Kapital ist dagegen langfristig gebunden.
Da kurzfristige Kredite leichter zu erhalten sind, ist die Versuchung groß, auch Anlagevermögen mit kurzfristigen Krediten zu finanzieren, die bald wieder fällig werden. Wenn die Firma dann nicht den erwarteten Erfolg verzeichnen kann, sind wiederum das Anlagevermögen und damit die Produktionsfähigkeit des Unternehmens gefährdet. Daraus ergibt sich der zweite Finanzierungsgrundsatz:
Die goldene Bankregel / Die goldene Finanzierungsregel:
Kurzfristige Kredite sollen nicht langfristig festgelegt werden!
|----------------| |----------------| | | langfristig | Eigenkapital | | Anlagevermögen | gebunden |----------------| | | __________________ |----------------| | | __________________ | langfristig | | | schnelle |--Fremdkapital--| | Umlaufvermögen | Umsetzung in | kurzfristig | | | liquide Mittel | | |----------------| |----------------|Aber bevor ein Unternehmen ein Darlehen von der Bank erhält, wird diese auch ihre Überlegungen anstellen. Ist das Unternehmen solide, und werden wir unsere Zinsen und unser Kapital zurückbekommen? Die Bank prüft die Kreditwürdigkeit.
Unter persönlicher Kreditwürdigkeit versteht man dabei die Zuverlässigkeit des Unternehmers und seine beruflichen Fähigkeiten. Die materielle Kreditwürdigkeit setzt geordnete wirtschaftliche Verhältnisse voraus, denen die Kredithöhe und die Kreditbedingungen angemessen sind.
Zu diesem Zweck analysiert die Bank die Finanz- und Erfolgslage des Unternehmens. Bei dieser Bilanzanalyse werden folgende Aspekte untersucht:Nichtausgeschütteter Gewinn + Anteile Dritter + verdiente Abschreibungen + neugebildete Rücklagen - Auflösung von Rücklagen + Erhöhung von Rückstellungen - Auflösung von Rückstellungen + aussergewöhnlicher Aufwand - ausserordentliche Erträge -------------------------------- = Cash Flow Ausserordentliche Zahlungsströme werden herausgerechnet.Beim Cash Flow im weiteren Sinne werden sämtliche Liquiditätszuflüsse erfasst, als auch das Fremdkapital.
Sicherheiten müssen vom Kreditnehmer immer dann gestellt werden, wenn seine finanziellen Verhältnisse keine Garantie dafür geben, dass er Zinszahlungen und Tilgung fristgerecht leisten kann. Die Bank erhält dadurch die Möglichkeit, sich das ausgeliehene Geld auf jeden Fall zu beschaffen.
Der Kontokorrentkredit
Ein Unternehmen hat ein Bankkonto, über das alle laufenden Zahlungen abgewickelt werden, wie z.B. Lohnauszahlungen, Begleichung von Rechnungen für Rohstoffe, Zahlungseingänge für verkaufte Waren und Dienstleistungen.
Kontobewegungen --------------------------------------------- 1.12. Löhne und Gehälter → 33.000,- 2.12. Zahlung an Sand & Steine KG → 16.500,- 6.12. Zahlung von Holzhandel GmbH ← 12.000,- 8.12. Zahlung an Bauarchitekten → 5.000,- 9.12. Zahlung von Handels GmbH ← 12.000,-Die Bank räumt dem Unternehmen einen Überziehungskredit ein. Für ihn werden eine Laufzeit und eine bestimmte Höhe (Kreditlimit) vereinbart. Nutzt das Unternehmen den Kredit aus, treten Zinskosten auf. Sammelt sich dagegen Geld an, schreibt die Bank Guthabenzinsen gut. Das ermöglicht dem Unternehmen kurzfristige die Finanzierung laufender Kosten. Da der Kontokorrentkredit in der Regel immer wieder verlängert wird, ergibt sich eine langfristige Wirkung. Die entstehenden wechselseitigen Forderungen der Partner, (d.h. vom Unternehmen und der Bank), werden auf dem Kontokorrentkonto gesammelt und in regelmäßigen Zeitabständen, meist viertel- oder halbjährlich, verrechnet.
Der Lieferantenkredit
Die Sand & Steine KG liefert Waren im Wert von 16.500 Euro und räumt ein Zahlungsziel von 30 Tagen ein, d.h., das Unternehmen muss die Rechnung erst nach einem Monat begleichen. Beim Lieferantenkredit werden also keine Gelder gezahlt, er entsteht durch die Verzögerung von Zahlungen.
Für das Unternehmen ist dies eine bequeme Form kurzfristiger Fremdfinanzierung, ohne Formalitäten, Vertrag und Kreditwürdigkeitsprüfung. Für diesen Kredit sind auch keine Sicherheiten nötig, ausser dem Eigentumsvorbehalt.
Dabei ist der Lieferantenkredit nicht zinslos. Warum? Bei Barzahlung gewährt die Sand & Steine KG wie die meisten Firmen 2% Skonto. Da das Unternehmen die Rechnung später begleicht, entgeht der Firma diese Ersparnis. Es handelt sich um einen versteckten Zins.
Man könnte meinen, 2% sind ja nicht viel. Bedenkt man, dass dies für eine Laufzeit von einem Monat gilt, sind das umgerechnet 24% Jahreszins. Da ist jeder Bankkredit billiger!
Dennoch kann der Lieferantenkredit willkommen sein, um kurzfristige Liquiditätskrisen zu überstehen und wenn keine Möglichkeit besteht, einen Bankkredit aufzunehmen.
Der Kundenkredit - Anzahlungen von Kunden
Anzahlungen von Abnehmern werden entweder vor Beginn des Produktionsprozesses oder nach teilweiser Fertigstellung gewährt. Sie stehen dem Betrieb zinslos zur Verfügung und verbessern seine Liquidität. In manchen Wirtschaftszweigen wäre infolge langer Produktionsdauer eine alleinige Finanzierung durch den Hersteller nicht durchführbar.
Zum Beispiel im Maschinenbau: 1/3 des Kaufpreises bei Erteilung des Auftrages zur Herstellung, 1/3 bei Lieferung und 1/3 bei vereinbartem Zahlungsziel.
Bei dieser Finanzierungsform ist neben der Länge des Produktionsprozesses auch die Stärke der Marktstellung des Betriebes und seiner Abnehmer entscheidend.
Der Auftraggeber geht bei Gewährung von Anzahlungen das Risiko ein, dass der Lieferant seinen Verpflichtungen nicht nachkommt oder nicht mehr nachkommen kann.
Meist ist eine Bankgarantie zusätzlich erforderlich. Die Gebühren hierfür sind indirekt die Kosten des Kundenkredits.
Der Vorteil der Anzahlung von Kunden: Der Auftragnehmer braucht in Höhe der Anzahlung keine eigenen Finanzierungsmittel zur Vorfinanzierung einzusetzen.
Bei der Finanzierung durch Leasing werden langfristige Nutzungsrechte an Gütern durch Miet- oder Pachtverträge erworben.
Factoring
Ein Unternehmen braucht dringend liquide Mittel. Es verfügt über Forderungen, die aber noch nicht fällig sind.
Diese Forderungen werden an einen Factor (engl. = Agent) verkauft. Dadurch erhält das Unternehmen sofort Mittel in Höhe dieser Forderungen, abzüglich Zinsen, Gebühren und Risikoabschlag, die den Ertrag des Factoringnehmers ausmachen.
Dieser erhält sein Geld bei Fälligkeit der Forderungen. Factoring gehört im weiteren Sinne zur Fremdfinanzierung, weil hier bis zur eigentlichen Fälligkeit der Forderungen zwischenzeitlich Kapital zur Verfügung gestellt wird.
Zusammenfassung: Bei der Fremdfinanzierung wird Kapital durch Aussenstehende in Form von Krediten zur Verfügung gestellt. Neben den langfristigen Krediten, wie dem Darlehen, gibt es eine Reihe kurzfristiger Finanzierungsmöglichkeiten. Hierzu zählt der Kontokorrentkredit zu Finanzierung laufender Geschäfte durch Einräumung einer Kontoüberziehungsspanne. Fremdkapital ist in der Regel zeitlich befristet. Tilgung und Zinskosten müssen in die Liquiditätsvorsorge eingeplant werden. Bei Beachtung der Finanzierungsregeln soll verhindern, dass ein Unternehmen sich zu sehr verschuldet. Vor allem die Finanzierung des langfristigen Vermögens durch kurzfristige Kredite ist zu vermeiden. Vor der Vergabe eines Kredites erfolgt meist durch die Bank eine Prüfung der Kreditwürdigkeit. Die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens wird dabei anhand verschiedener Messzahlen zur Vermögens- und Kapitalverteilung und zur Ertragskraft analysiert. Bei Kreditsicherungen erhält der Gläubiger Pfandrechte am Vermögen des Schuldners, oder weitere Personen garantieren Tilgung und Zinszahlung für den Kredit.
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*Quellenangabe: Alle hier dargestellten Informationen waren Teil der Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann (1991-1994) und sind heute noch Bestandteil der Ausbildungen in kaufmännischer Berufen.
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