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Lexikon

Investition und Finanzierung




1. Einführung Investition und Finanzierung

Voraussetzung für das Wirtschaften eines Betriebes ist die Bereitstellung finanzieller Mittel (Finanzierung) und deren Umwandlung in Vermögenswerte (Investition). Dies gilt nicht nur für relativ aufwendige Anschaffungen wie Maschinen oder Gebäude, sondern z.B. auch für Rohstoffe. Auch der Kauf von Bleistiften für die Buchhaltung ist eine Investition, die finanziert werden will.

Finanzierung umfasst die Beschaffung von Kapital und alle Maßnahmen, die einer soliden Kapitalstruktur dienen. Dazu gehören Entscheidungen über die Herkunft des Kapitals (Außen- oder Innenfinanzierung) und über das Heranziehen eigener oder fremder Mittel (Eigen- oder Fremdfinanzierung).

Investition ist die Verwendung von Kapital, d.h. dessen Umwandlung in bestimmte Vermögensformen mit dem Ziel, betriebliche Leistung zu ermöglichen. Der enge Zusammenhang schlägt sich auch in der Bilanz eines Unternehmens nieder. Den Investitionen bzw. Vermögenswerten stehen das entsprechende Kapital bzw. Vermögensquellen gegenüber.

Bilanz
AKTIVA   PASSIVA

Vermögenswerte

Wo wurde das Kapital angelegt?


Investition
=
Verwendung
finanzieller
Mittel


Vermögensquellen

Woher stammt das Kapital?


Finanzierung
=
Beschaffung
finanzieller
Mittel


Die Aktivseite der Bilanz zeigt auf, wo, d.h. in welchen Vermögenswerten das Kapital angelegt wurde. Die Passivseite der Bilanz (Eigen- und Fremdkapital) gibt an, woher das Kapital für die Beschaffung der Vermögensgüter (=Vermögensquelle) stammt.

Vermögenswerte Vermögensquellen
Bilanz
AKTIVA   PASSIVA

Anlagevermögen
 Gebäude
 Maschinen
 Fuhrpark

Umlaufvermögen
 Betriebsstoffe
 Waren
 Bankguthaben
 Forderungen


Das Vermögen eines Unternehmens gliedert sich in Anlage- und Umlaufvermögen. Das Anlagevermögen besteht aus materiellen und immateriellen Werten, die dem Unternehmen langfristig dienen, z.B. Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge. Das Umlaufvermögen enthält die Güter, durch deren Umsatz das Unternehmen Erträge erzielt, z.B. Betriebsstoffe, Warenvorräte, Rohstoffe, Kassenbestand, Bankguthaben, Forderungen. Forderungen sind z.B. noch ausstehende Zahlungen von Kunden für Warenlieferungen.

Vermögenswerte Vermögensquellen
Bilanz
AKTIVA   PASSIVA

Anlagevermögen
 Gebäude
 Maschinen
 Fuhrpark

Umlaufvermögen
 Betriebsstoffe
 Waren
 Bankguthaben
 Forderungen


Eigenkapital




Fremdkapital
 Darlehen
 Verbindlichkeiten


Vermögenswerte                Vermögensquellen
Aktiva            Bilanz          Passiva
----------------------------------------------
Anlagevermögen      |     Eigenkapital
  Gebäude           |
  Maschinen         |
  Fuhrpark...       |
                    |
Umlaufvermögen      |     Fremdkapital
  Betriebsstoffe    |       Darlehen
  Waren             |       Verbindlichkeiten
  Bankguthaben      |
  Forderungen       |
                    |
					

Die Vermögenquellen auf der Passivseite der Bilanz setzen sich aus Eigen- und Fremdkapital zusammen. Eigenkapital bringen Unternehmer, Gesellschafter oder Aktionäre auf, oder es entsteht aus dem Unternehmensgewinn. Zum Fremdkapital gehören alle Schulden des Unternehmens. Es umfasst sowohl langfristige Kredite und Darlehen als auch kurzfristige Schulden, wie z.B. Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten.

Beispiele:
Der Unternehmer bringt 120.000,- Euro in die Firma ein. Für dieses Geld wird eine Baumaschine gekauft.

Vermögenswerte Vermögensquellen
Bilanz
AKTIVA   PASSIVA

Anlagevermögen

 Baumaschine
 120.000,-

Eigenkapital

 Einlage
 120.000,-
In der Bilanz sieht das so aus: Die Einlage des Unternehmers sind Eigenkapital. Dort wird dieses Kapital gebucht. Die damit finanzierte Maschine gehört zum Anlagevermögen. Die Investition bzw. der Vermögenswert schlägt sich auf der Aktivseite nieder, das investierte Kapital, die Vermögensquelle auf der Passivseite.


Für den Ankauf von Rohstoffen nimmt das Unternehmen einen Kredit auf.

Vermögenswerte Vermögensquellen
Bilanz
AKTIVA   PASSIVA

Anlagevermögen

 Baumaschine
 120.000,-

Umlaufvermögen

 Rohstoffe
 30.000,-

Eigenkapital

 Einlage
 120.000,-

Fremdkapital

 Kredit
 30.000,-
Dieses Fremdkapital sowie die Investitionen finden sich an der entsprechenden Stelle der Bilanz. Die Summen von Aktiva, also der Investitionen, und Passiva, also des investierten Kapitals, sind immer gleich. Man spricht von Bilanzgleichheit.

Der Unternehmer wird folgende Entscheidungen fällen müssen:


2. Investition

(1) Investitionsarten
Investition kann man auch als die Umwandlung finanzieller Mittel in Produktionsmittel bezeichnen. Produktionsmittel, zum Beispiel Maschinen, ermöglichen den betrieblichen Leistungsprozess. Durch den Absatz der erzeugten Waren werden die so gebundenen Mittel wieder freigesetzt (Desinvestition). Zusätzlich aus dem Prozess erzieltes Kapital ist der Gewinn.

Je nach Art der zu beschaffenden Vermögenswerte bzw. Produktionsmittel unterscheidet man verschiedene Arten von Investitionen: Weiterhin unterscheidet man Investitionsarten nach dem Verhältnis zum bisherigen Investitionsvolumen. Beispiel: Soll ich drei alte Maschinen durch drei gleichwertige ersetzen? Oder soll ich die drei alten Maschinen durch technische moderne ersetzen? Ich könnte aber auch die drei alten durch gleichwertige Maschinen ersetzen und eine neue dazukaufen!
Anders ausgedrückt: Man unterscheidet Investitionsarten nach den Veränderungen des Produktionsmittelbestandes, den sie bewirken. Die Gesamtinvestitionen eines Unternehmens in einer Wirtschaftsperiode sind die Bruttoinvestitionen.
Investitionen
                                  Investition
             __________________________|___________________________
            |                                                     |
   Ersatzinvestitionen                                    Neuinvestitionen
    (Reinvestitionen)                                    (Nettoinvestitionen)
 

Durch Ersatzinvestitionen oder Reinvestitionen werden wirtschaftlich verbrauchte Güter ersetzt. Die Erweiterung der betrieblichen Kapazität nennt man Neuinvestition oder Nettoinvestition. Neu- und Ersatzinvestition sind verbunden, wenn abgenutzte durch technisch verbesserte Modelle ersetzt werden (Modernisierungsinvestition). Bleibt durch eine Ersatzinvestition die Kapazität zwar gleich, produziert die neue Anlage aber kostengünstiger, so liegt gleichzeitig auch eine Rationalisierungsinvestition vor. Für einen Betrieb ist es notwendig, konkurrenzfähig zu bleiben, um durch stetige Neuinvestition dem technischen Fortschritt folgen zu können. Daher genügt nicht nur eine Ersatzinvestition. Zudem ist es wichtig, die zu erwartenden Entwicklungen der Branche gut beobachten zu können und sich über die allgemeine Wirtschaftslage der Volkswirtschaft zu informieren, damit in die Zukunft geplant werden kann.

Fazit: Investition ist die Verwendung von Kapital und dessen Umwandlung in Vermögenswerte des Unternehmens. Je nach Gegenstand unterscheidet man zwischen Sach-, Finanz- und immateriellen Investitionen. Je nach der Veränderung des Produktionsmittelbestandes unterscheidet man Ersatzinvestitionen (Reinvestitionen) und Neuinvestitionen (Nettoinvestitionen). Bruttoinvestition ist die Gesamtinvestition eines Unternehmens (Re- plus Nettoinvestitionen) in einer Wirtschaftsperiode. Desinvestition ist die Rückgewinnung von investierten finanziellen Mitteln durch Absatz von Waren auf dem Markt.

(2) Investitionsrechnung
Im Investitionsplan werden Investitionsmaßnahmen zur Schaffung, Erneuerung oder Erweiterung der Betriebskapazitäten festgelegt. Dabei müssen auch andere Teilpläne berücksichtigt werden.

Wenn ein Unternehmen investiert, soll es sich auch auszahlen.
  1. Das durch das Investitionsgut gebundene Kapital muß sich amortisieren, d.h., die neue Anlage muß ihre Kosten wieder erwirtschaften.
  2. Es muß eine angemessene Verzinsung erbringen, d.h. über die Kosten hinaus auch einen Gewinn erwirtschaften. Der sollte höher sein als der Kapitalmarktzins. Sonst könnte man ja das Geld gleich auf der Bank lassen.
Ein Unternehmen muß im Investitionsplan entscheiden, ob eine Investition vorteilhaft ist und welche der angebotenen technischen Anlagen am vorteilhaftesten ist. Zu diesem Zweck wurden Methoden der Investitionsrechnung entwickelt. Grundlage dieser mathematischen Verfahren ist die Abschätzung oder Berechnung der zu erwartenden Kosten und Erlöse. Doch bevor die Rechnerei losgeht, muss entschieden werden, was unter vorteilhaft zu verstehen ist. Denn es gibt verschiedene Methoden, welche die Investition jeweils unter einem anderen Gesichtspunkt beurteilen:

Die Kostenvergleichsrechnung wird vor allem bei Rationalisierungsinvestitionen angewandt. Die Kosten der alten Anlage werden denen einer neuen gegenübergestellt. Hier bleiben allerdings denkbare Kostenverschiebungen (z.B. höhere Personal- oder Reparaturkosten) unberücksichtigt. Sinnvoll ist dieses Verfahren dann, wenn Kosten und Leistungen langfristig konstant bleiben.

Kosten € / Jahr Alte AnlageNeue Anlage
Fertigungslöhne 90.000,- 60.000,-
Energie 10.000,- 6.000,-
Reparaturen 8.000,- 3.000,-
Hilfsstoffe 2.000,- 2.000,-
Abschreibungen 20.000,- 30.000,-
Zinsen (vom halben Anschaffungswert) 8.000,- 12.000,-
Summe der Kosten 130.000,- 130.000,-
Kosten / Jahr EURO       |   Alte Anlage      |   Neue Anlage
------------------------------------------------------------------
Fertigungslöhne          |   90.000,-         |   60.000,-
Energie                  |   10.000,-         |    6.000,-
Reparaturen              |    8.000,-         |    3.000,-
Hilfsstoffe              |    2.000,-         |    2.000,-
Abschreibungen           |   20.000,-         |   30.000,-
Zinsen (vom halben       |                    |
Anschaffungswert)        |    8.000,-         |   12.000,-
------------------------------------------------------------------
Summe der Kosten         |  130.000,-         |  130.000,-
                           ===========          ===========
   

Die Methode Gewinnvergleichsrechnung berücksichtigt nicht nur die Kosten eines Investitionsvorhabens, sondern auch seinen Nutzen, d.h. den zu erwartenden Erlös. Entscheidend ist dabei Steigerung des Gewinns. Die Gewinnvergleichsrechnung wird deshalb vor allem zur Beurteilung von Erweiterungsinvestitionen herangezogen. Problematisch ist dabei, dass Gewinnschätzungen über längere Zeiträume sehr unsicher sind.

Alte AnlageNeue Anlage
Erlöse 1.000.000,- 1.400.000,-
Kosten 900.000,- 1.100.000,-
Gewinn 100.000,- 300.000,-
                 |   Alte Anlage      |   Neue Anlage
-------------------------------------------------------------
Erlöse           |   1.000.000,-      |   1.400.000,-
Kosten           |     900.000,-      |   1.100.000,-
-------------------------------------------------------------
Gewinn           |     100.000,-      |     300.000,-


Kosten- und Gewinnvergleichsrechnung ergeben jeweils absolute Zahlen für Kostenersparnis oder zusätzlichen Gewinn.

Die Rentabilitätsrechnung dagegen zeigt die Höhe der Verzinsung des Kapitaleinsatzes. Das Unternehmen will hier nicht nur wissen, wieviel Mehrgewinn die Investition erbringt, sondern auch, in welchem Verhältnis dieser Gewinn zu den eingesetzten finanziellen Mitteln steht. Wenn ein Unternehmen sich ein Investitionsobjekt leistet, kann möglicherweise nach der Gewinnvergleichsrechnung gut investiert werden. Angesichts eines großen Kapitaleinsatzes kann es bei der Rentabilität aber ganz anders aussehen. Eine Investition, die bei geringerem Kapitaleinsatz den gleichen Gewinn erwirtschaftet, ist rentabler. Deshalb spielt bei Investitionsvorhaben auch das Verhältnis zwischen eingesetztem Kapital und erwartetem Gewinn eine Rolle. Die Rentabilitätszahl wird folgendermaßen berechnet:

Rentabilität
                jährlicher Gewinn * 100
                -----------------------
                    Kapitaleinsatz

Aber auch hier bleibt die Gewinnprognose eine unsichere Sache und es ist schwierig, den Unternehmensgewinn exakt den einzelnen Vermögenswerten und Investitionsgütern zuzuordnen.

Die Amortisationsrechnung orientiert sich vor allem am Sicherheitsbedürfnis des Unternehmens. Entscheidend ist hier der Zeitraum, in dem sich das Investitionsgut amortisiert, d.h. wann wird das Investitionsgut das investierte Kapital wieder erwirtschaftet haben? Man spricht hierbei auch von der Amortisationszeit / Kapitalrückflusszeit. Diese errechnet sich:

Berechnung der Amortisationszeit
                              I (eingesetztes Kapital)
      Amortisationszeit tp = ---------------------------
                              C (rückfliessendes Kapital)


Das rückfliessende Kapital setzt sich aus dem jährlichen Gewinn und den Abschreibungen des Investitionsgutes zusammen. Für diesen Kassenzufluß benutzt man auch den amerikanischen Ausdruck CASH FLOW. Dies ist nur eine vereinfachte Definition des Cash Flow.

Beispiel: Ein Unternehmen kauft einen Kran für 500.000 Euro. Die Nutzungsdauer beträgt 10 Jahre. Der Kran kann also pro Jahr zu 50.000 Euro abgeschrieben werden. Die jährliche Gewinnerwartung für dieses Investitionsgut liegt bei 75.000 Euro.
            500.000
         -------------  = 4 Jahre
        50.000 + 75.000

Pro Jahr fließen 125.000 Euro durch Gewinne und Abschreibungen zurück ins Unternehmen. Nach 4 Jahren sind die Anschaffungskosten zurückgeflossen. Der Kran hat sich amortisiert.

Die zuvor genannten Methoden der Investitionsrechnung gehören zu den statischen Methoden. Die gebräuchlichsten Verfahren sind jedoch die dynamischen. Diese dynamischen Investitionsrechnungen sind finanzmathematische Verfahren, die zeitliche Unterschiede im Anfall von Einnahmen und Ausgaben einer Investition wertmäßig berücksichtigen. Im Gegensatz zu den statischen Methoden geht hier der Faktor Zeit in die Rechnung ein. Die dynamischen Investitionsrechenarten beruhen darauf, dass von den Einnahme- und Ausgabeströmen die erwartete Rendite abgerechnet wird.

  1. Kalkulation der zukünftigen Einnahme- und Ausgabeströme, die von der Investition erwartet werden.
  2. Abzinsung / Diskontierung dieser Werte, d.h. mit mathematischen Verfahren wird ein gewünschter oder erwarteter Verzinsungssatz herausgerechnet.
  3. Der Vergleich der Anschaffungskosten mit diesen vom Zinssatz gereinigten Barwerten zeigt, ob der zugrunde gelegte Zinssatz erreicht und die Investition damit sinnvoll ist.

Das Kapitalwertverfahren
Um die Wirtschaftlichkeit einer geplanten Investition zu ermitteln, werden sämtliche mit ihr zusammenhängenden Ausgaben und Einnahmen für die Nutzungsdauer vorauskalkuliert.

Kapitalwertverfahren
Zeitpunkt       |   t0  |   t1  |   t2  |   t3  |   t4  |  Summe
----------------------------------------------------------------
Einzahlungen    |   --  |  3000 |  2000 |  2000 |  2020 |  9020
----------------------------------------------------------------
Auszahlungen    | -6000 | -1000 | - 500 | - 300 |   --  | -7800
----------------------------------------------------------------
Überschuß       | -6000 | +2000 | +1500 | +1700 | +2020 | +1220
----------------------------------------------------------------

In diesen Daten ist die Verzinsung / Rendite enthalten. Mit dem Kapitalwertverfahren lässt sich nun feststellen, ob die Investition die gewünschte Verzinsung erbringt. Daher werden die kalkulierten Überschüsse auf den Zeitpunkt der Investition abgezinst / diskontiert, d.h. die gewünschte Verzinsung wird herausgerechnet. Dadurch erhält man die sogenannten Barwerte. Sie entsprechen den Rückflüssen ohne die Verzinsung. Wenn die Summe dieser Barwerte, auch ohne den gewünschten und abgerechneten Zinssatz, den Anschaffungskosten gleich ist, hat die Investition die Unkosten erwirtschaftet und zusätzlich die erwünschte Verzinsung erreicht.

Beispiel:
Kapitalwertverfahren Abzinsung mit 8%:
Abszinung mit 8%
2000     1500     1700     2020
----  +  ----  +  ----  +  ----
1.081    1.082    1.083    1.084

1852  +  1286  +  1349  +  1484.7  =   5971.7 Summe der Barwerte

Die Summe dieser Barwerte zeigt nun 
den Wert der Rückflüsse ohne 
Verzinsung.
                                     - 6000
Nun wird die Differenz zwischen der 
Summe der Barwerte und den 
Anschaffungskosten errechnet. 
Es ergibt sich der Kapitalwert      = - 28.3
Der Wert ist < 0 , d.h. die Rückflüsse sind geringer als die Anschaffungskosten. Es wurde ein zu hoher Zinssatz abgerechnet. 8% Rendite werden mit dieser Investition nicht erreicht.

Die mathematische Formel zur Errechnung des Kapitalwertes:



C0 = CE - CA
C0 = Kapitalwert
CE = abgezinste Einnahmen
CA = abgezinste Ausgaben (einschließlich Anschaffungskosten)
E = Einnahmen im Nutzungsjahr 1 ... n
A = Ausgaben im Nutzungsjahr 1 ... n
q = Kalkulationsfuß
A0 = Anschaffungswert

Die Rechenarbeit wird stark vereinfacht durch Tabellen, in denen die Abzinsung für die verschiedenen Jahre und Zinssätze enthalten sind.
C0 = CE - CA
C0 = Kapitalwert
CE = abgezinste Einnahmen
CA = abgezinste Ausgaben (einschließlich Anschaffungskosten)

        E1 - A1    E2 - A2        En - An 
  C0 = -------- + -------- + ... -------- -  A0
          q          q2              qn
		  
E = Einnahmen im Nutzungsjahr 1 ... n
A = Ausgaben im Nutzungsjahr 1 ... n
q = Kalkulationsfuß
A0 = Anschaffungswert

Die Rechenarbeit wird stark vereinfacht durch Tabellen, 
in denen die Abzinsung für die verschiedenen Jahre und 
Zinssätze enthalten sind.

Das Kapitalwertverfahren wird nun mit einem Kalkulationszinsfuss von 6% durchgeführt.

Kapitalwertverfahren Abzinsung mit 6%:
Abszinung mit 6% Der Kapitalwert beträgt somit 249. Damit sind die Rückflüsse also größer als das investierte Kapital. Die gewünschte Verzinsung von 6% wird bei dieser Investition erreicht und übertroffen.

Das Kapitalwertverfahren nimmt aus den Einnahmen/Ausgaben die erwartete Verzinsung heraus. Aus der Differenz zwischen Anschaffungskosten und Barwert ist erkennbar, ob die Investition die gewünschte Rendite bringt.

Ein Unternehmer möchte nun wissen, welche Verzinsung die geplante Investition genau erbringt. Es geht also darum, den internen Zinsfuß zu errechnen, bei dem der Kapitalwert = 0 ist, d.h. bei dem die vom Zinssatz gereinigten Barwerte den Anschaffungskosten entsprechen. Für die interne Zinsfussrechnung gibt es folgende Formel:
               p2 - p1
r = p1 - C01 * ---------
               C02 - C01

r = interner Zinsfuss
p = Versuchszinssatz (1 bzw. 2)
C0 = Kapitalwert (bei p1 bzw. p2)
Das Problem kann auch grafisch gelöst werden:
Kapitalwertverfahren Diagramm Investition
Man weiß inzwischen, dass der gesuchte Zinssatz zwischen 6% und 8% liegt. Diese Verzinsungen werden mit ihren Kapitalwerten in ein Diagramm eingezeichnet. Die sich daraus ergebenden Koordinaten werden mit einer Linie verbunden. Der Schnittpunkt auf der Zinsfußachse zeigt den internen Zinsfuss der Investition. Der Wert für diese Beispielinvestition liegt bei ca. 7.8%. Das Unternehmen kann nun entscheiden, ob sie diese Verzinsung für lohnend hält und die Investition vornimmt.

Bei allen Investitionsrechnungsarten spielt die Einschätzung zukünftiger Zahlungsströme eine Rolle. Damit sind beträchtliche Unsicherheiten verbunden, weil die allgemeine Wirtschaftslage sowohl bei den Kosten als auch bei den Erträgen einer Investition zu nicht kalkulierten Veränderungen führen kann.

Fazit:

3. Finanzplanung und Kapitalbedarf

(1) Der Finanzplan
Die Durchführung von Investitionen erfordert Kapital. Finanzierung ist die Beschaffung dieses Kapital. Die Planung der Finanzierung wird von vielen Faktoren bestimmt.


In der Praxis ist die Finanzierung ein Prozess, in dem diese Faktoren sich gegenseitig beeinflussen und eine Reihe von Teilprozessen parallel ablaufen. Bevor jedoch der Kapitalbedarf einer Investition bestimmt und über die Finanzierungsart entschieden wird, stellen sich folgende Fragen: Wie sieht es mit den Finanzen, den Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens aus? Und wie werden diese sich in Zukunft entwickeln? Ein Finanzplan muss erstellt werden. Dieser Plan enthält den gesamten Mittelbedarf, also die Ausgaben, sowie die Einnahmen des Unternehmens für einen bestimmten Zeitraum. Die Zahlen für den Finanzplan liefert die Buchhaltung. Hinzu kommen Schätzungen über die Entwicklung dieser Zahlen. Anhaltspunkte bieten auch hier die übrigen Teilpläne: Beschaffungsplan, Produktionsplan, Investitionsplan usw.
Schätzung Einnahmen Ausgaben
 
                     | Januar 2012
                     | Schätzung  | effektiv | Abweichung
---------------------------------------------------------------
Einnahmen            |            |          |
 Erlöse              |    6000    |   6100   |   + 100          
 Zins-Einnahmen      |      20    |     20   |
 Miet-Einnahmen      |      80    |     80   |
 Vorauszahlungen     |     120    |     50   |   -  70
 Sonstige            |     100    |    200   |   + 100
 Summe               |    6320    |   6450   |   + 130
                     |-----------------------------------------
Ausgaben             |            |          |
 Lieferanten         |    3300    |   3000   |   - 300
 Steuern             |      50    |     50   |
 Personal            |    1200    |   1300   |   + 100
 Werbung             |      50    |    100   |   +  50
 Sonstige            |    1000    |    700   |   - 300
 Summe               |    5600    |   5150   |   - 450
                     |-----------------------------------------
Über/Unterdeckung    |   + 720    |  +1300   |   + 500
 
 
Aufgrund der Daten der Buchhaltung und in Abstimmung mit den Teilplänen werden für einen Zeitraum Einnahmen und Ausgaben geschätzt. Der Vergleich mit den tatsächlichen Werten erlaubt die ständige Aktualisierung.

Längerfristig geben die Finanzpläne Aufschluss über die Zahlungsströme des Unternehmens. So werden Unterdeckungen deutlich, d.h. für diese Bereiche besteht mehr Kapitalbedarf als eingeplant. Hier muss Kapital beschafft werden. Bei Überdeckungen ist in bestimmten Bereichen Kapital angelegt, welches dort keinen Ertrag abwirft und anderweitig investiert werden sollte. Die Planung kann kurz-, mittel- oder langfristig durchgeführt werden. Sie kann sich über Tage, Monate oder Jahre erstrecken. Pläne, die höchstens ein Jahr umfassen, gehören zur Feinplanung, längerfristige zur Grobplanung. Das Unternehmen ist aufgrund des Finanzplanes in der Lage, die Zahlungsströme zu kontrollieren und zu steuern.

Bei der gesamten Finanzplanung ist zu beachten, dass das finanzielle Gleichgewicht innerhalb des Betriebes erhalten bleibt. Die Zahlungsströme müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass der betriebliche Leistungsprozess ohne Störung ablaufen kann. Die Finanzierung einer Investition darf die Erfordernisse anderer Teilpläne und des Finanzplanes nicht gefährden. Andererseits soll sich auch nicht zu viel Geld ansammeln, das keine günstige Verzinsung bringt und nicht für den Betrieb arbeitet.

Fazit: Die Finanzplanung erfolgt in einem dynamischen Prozess und in ständiger Abstimmung mit den betrieblichen Teilplänen. Der Finanzplan gibt aufgrund vorhandener Daten und Prognosen der zukünftigen Entwicklung einen Überblick über die Zahlungsströme und den Kapitalbedarf des Unternehmens. Unterdeckungen zeigen dabei, in welchen Bereichen zusätzlicher Kapitalbedarf besteht: Überdeckungen, wo Kapital freigestaltet werden kann.
Bevor eine konkrete Finanzierungsentscheidung getroffen werden kann, muss noch der Kapitalbedarf der Investition errechnet werden.

(2) Der Kapitalbedarf
Die Kapitalbedarfsermittlung für das Anlagevermögen oder Teile davon (wie Baumaschinen) ist relativ einfach. Der Kapitalbedarf setzt sich im Wesentlichen aus den Anschaffungskosten zusammen. Hinzu kommen meist noch diverse Nebenkosten wie Transport, Versicherungen, Ersatzteilreserven usw. Bei den meisten technischen Anlagen treten auch noch Installationskosten auf.
Bei Errichtung einer weiteren Produktionsstätte muss bei der Kapitalbedarfsermittlung einiges mehr beachtet werden:

Kapitalbedarfsermittlung
1.Anlagevermögen 
  (Grundstück, Gebäude, Ausstattung)   2.000.000,-
  Eiserner Bestand*                      100.000,-

2.Umlaufvermögen
  täglicher Materialbedarf                 3.000,-
  Löhne pro Tag                            6.000,-
  Gemeinkosten pro Tag                     2.000,-     11.000,-

Mit dem Anlagevermögen allein läßt sich noch überhaupt nichts anfangen. Um auch nur einen Tag zu produzieren, braucht man Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe. Auch der Produktionsfaktor Arbeit will finanziert sein. Und schließlich fallen allgemeine Kosten (z.B. Verwaltung, Vertrieb, usw.) an.

*Hinweis: Der eiserne Bestand umfasst eine Mindestreserve an Vorräten. Für alle Eventualitäten haben Unternehmen (z.B. seit der Ölkrise seit 1973) einen Reservebestand an Treibstoff für ihre Fahrzeuge. Das gleiche gilt für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe aller Art. Normalerweise gehören diese Produktionsmittel zum Umlaufvermögen. Da der eiserne Bestand aber sehr langfristig eingeplant ist, wird er üblicherweise dem Anlagevermögen zugeordnet.

Der Betrieb muss das Kapital für die laufenden Ausgaben so lange aufbringen, bis die Erlöse aus dem Verkauf der Ware eintreffen und damit alle weiteren Ausgaben gedeckt werden können. Dabei vergeht einige Zeit:

Kapital für laufende Ausgaben

Materialanlieferung    Produktionsbeginn    Fertigstellung    Verkauf        Zahlung
             30 Tage      →     30 Tage         →        40 Tage       →      60 Tage

Wird dem Kunden ein Zahlungsziel gewährt, so weichen Verkaufstag und Einnahmeeingang um die Dauer der Zielgewährung voneinander ab. Der Kapitalbedarf erhöht sich dementsprechend. Anderseits kann das eigene Zahlungsziel, das die Lieferanten dem Unternehmen einräumen, ebenso verrechnet werden. Der Kapitalbedarf für Material vermindert sich dadurch. Es gilt folgende Formel:

Formel Kapitalbedarfsermittlung
Kapitalbedarf        Aufwand             durchschnittliche
      im       =       pro          *         Kapital-
Umlaufvermögen    Produktionstag           Gebundenheit



1. Anlagevermögen
  (Grundstücke, Gebäude,
  Betriebsausstattung)                    2.000.000,-
  Eiserner Bestand                          100.000,-
------------------------------------------------------
2. Umlaufvermögen
   a) täglicher Materialbedarf    3.000,-
      Löhne und Gehälter          6.000,-
      Gemeinkosten                2.000,-
                                 11.000,-
   b) Lagerdauer/Material            30 Tage
      Produktionsdauer               30 Tage
      Lagerdauer/Produkte            40 Tage
      Kundenziel                     60 Tage
                                    --------
                                    160 Tage

      160 Tage * 11.000  =                1.760.000,-
------------------------------------------------------
   c) Kassen-/Bankbestand
      für laufende Geschäfte                300.000,-
   d) Eigenes Ziel 30 Tage * 3.000       -   90.000,-
------------------------------------------------------
Kapitalbedarf                             4.070.000,-

Der Kapitalbedarf einer Firma, deren Produktion anläuft sieht vereinfacht dargestellt etwa so aus. Bei der Gründung eines Unternehmens fallen außerdem Planungs- und Vorbereitungskosten an. In der Regel wird für alle Fälle auch ein Sicherheitszuschlag einbezogen.

Fazit: Der Kapitalbedarf für das Anlagevermögen ergibt sich aus den Anschaffungskosten und einigen Nebenkosten. Bei der Kapitalbedarfsermittlung des Umlaufvermögens muss berücksichtigt werden, dass zwischen Bezahlung der nötigen Produktionsmittel und den Eingang der Erlöse für den Verkauf der Erzeugnisse einige Zeit vergeht. Produktionsdauer, Lagerdauer bis zum Verkauf und Zahlungsziel des Kunden müssen auch finanziert werden. Der Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen errechnet sich: täglicher Kapitalbedarf * Kapitalgebundenheit.

(3) Die Liquidität
Ein Unternehmen nimmt nicht nur Geld ein, es hat auch Verbindlichkeiten. Miete muß überwiesen werden, Angestellte erwarten ihr Gehalt, Lieferanten die Begleichung ihrer Rechnungen (Verbindlichkeiten im engeren Sinn). Der Finanzplan muß sicherstellen, daß das Unternehmen immer über genügend liquide (flüssige) Mittel verfügt, um diesen Verpflichtungen nachzukommen. Die Liquidität ist eine wichtige Voraussetzung tragfähiger Finanzplanung. Liquidität ist zunächst eine Eigenschaft der Vermögensgegenstände. Je schneller sie in liquide Mittel umgesetzt werden können, umso höher ist ihre Liquidität (absolute Liquidität). Im Inventar und in der Bilanz eines Unternehmens wird das Vermögen nach dem Grad steigender Liquidität angeordnet.

Liquidität
                                    Inventar
                der Musterfabrik KG, für den 31. Dezember 2012
_______________________________________________________________________
                                   |            |                      
                                   |            |                   L
A. Vermögen                        |     EURO   |     EURO          I  niedrig
I. Anlagevermögen                  |            |                   Q
   1. Gebäude                      |            |                   U
      Verwaltungsgebäude           |  900.000,- |                   I
      Lagerhalle                   |  690.000,- | 1590.000,-        D
   2. Maschinen lt. AV 1           |            |  780.000,-        I
II.Umlaufvermögen                  |            |                   T
   1. Rohstoffe                    |            |  250.000,-        Ä
   2. Fertigerzeugnisse            |            | 1680.000,-        T
   3. Forderungen an Kunden        |            |  480.000,-        S
   SUMME DES VERMÖGENS             |            | 4780.000,-        G
                                   |            |============       R
                                   |            |                   A
                                   |            |                   D  hoch
								   
Entsprechend sind weniger leicht in Geld umwandelbaren Güter zuerst, die "flüssigsten" Bestandteile zuletzt aufgeführt.
Neben dem Begriff der Liquidität als der "Flüssigkeit" von Vermögensgegenständen (absolute Liquidität) wird der Ausdruck noch in einem zweiten Sinn benutzt: Liquidität als die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Wenn die flüssigen Mittel größer sind als die Verbindlichkeiten, ist die Firma liquide. Da hier ein Zahlenverhältnis zugrunde liegt, spricht man auch von relativer Liquidität. Liquide Mittel sind zunächst das Geld in der Kasse und das Geld auf den Firmenkonten. Neben den Verbindlichkeiten (z.B. offene Rechnungen) hat ein Unternehmen auch Forderungen, d.h. es sind Zahlungen von Kunden zu erwarten. Außerdem besitzt die Firma Wertpapiere, die sich schnell zu Geld machen lassen. Und schließlich verfügt ein Unternehmen noch über Warenvorräte sowie Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe. Das hier gebundene Geld wird durch den Umsatzprozess ebenfalls in absehbarer Zeit flüssig. Entsprechend der Einteilung der liquiden Mittel unterscheidet man auch Liquiditätsgrade.

Die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens ergibt sich aus dem Verhältnis seiner flüssigen Mittel zu seinen Verbindlichkeiten.

Liquidität 1. Grades

Beispiel (Barbestand: 45.000,- &euro, Verbindlichkeiten: 50.000,- €):
   45.000 EUR
  ------------  =  0,9
   50.000 EUR
                             Barbestände                    45.000 EUR
Liquidität 1. Grades  =  -------------------               ------------  =  0,9
                          Verbindlichkeiten                 50.000 EUR
Die Kennzahl ist kleiner 1, d.h. die Verbindlichkeiten sind größer als die liquiden Mittel 1. Ordnung. Die Liquidität 1. Grades ist nicht erreicht.

Liquidität 2. Grades

Beispiel: Das Unternehmen hat Forderungen in Höhe von 10.000 Euro.
   45.000 EUR + 10.000 EUR
   -----------------------  =  1,1
          50.000 EUR
                       Barbestände + Forderungen   45.000 EUR + 10.000 EUR
Liquidität 2. Grades = -------------------------   -----------------------  =  1,1
                          Verbindlichkeiten               50.000 EUR
Die Kennzahl ist höher als 1, d.h. die liquiden Mittel 1. und 2. Ordnung übersteigen die Verbindlichkeiten. Die Liquidität 2. Grades ist erreicht. Das Unternehmen ist zahlungsfähig.

Für die Liquiditätsgrade gibt es in der Praxis gewisse Richtlinien, die ein Unternehmen beachten sollte.

  1. Barliquidität: die 1:5 - Regel (one-to-five-rule).
    Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sollten zu 20% durch Bargeld und Konten gedeckt sein.
  2. Einzugsbedingte Liquidität (Barmittel und Forderungen, die durch den Einzug flüssig gemacht werden können): die 1:1 - Regel (quick-ratio).
    Hier sollte die Kennzahl mindestens 1 betragen, d.h. die Verbindlichkeiten sollten gedeckt sein.
  3. Umsatzbedingte Liquidität (das gesamte Umlaufvermögen, das durch Umsatz flüssig gemacht werden kann): die 2:1 - Regel (current ratio oder banker's rule).
    Das Umlaufvermögen sollte doppelt so hoch wie die Verbindlichkeiten sein - bzw. höchstens die Hälfte sollte durch Verbindlichkeiten, also Schulden finanziert sein.


Die Liquiditätskennzahlen wurden bis jetzt aus Bilanzposten errechnet. Diese Werte geben nur die Verhältnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt an.
statische Liquidität

  liquide Mittel
------------------  >= 1
Verbindlichkeiten

Die dynamische Methode berücksichtigt die Zahlungsströme. Beim Vergleich von Ein- und Ausgaben einer Periode sollte die Summe der Mittel plus Einnahmen innerhalb der Periode höher sein als die Ausgaben.

dynamische Liquidität = Gegenüberstellung von Ein- und Auszahlungsströmen
B + ∑E - ∑A  >= 0
B = Anfangsbestand an liquiden Mitteln
∑E = Summe der Zahlungseingänge
∑A = Summe der Zahlungsausgänge

Unterliquidität, d.h. zu wenige flüssige Mittel, um die Verbindlichkeiten zu zahlen, stellt eine ernste Angelegenheit für das Unternehmen dar. Die Betriebstätigkeit wird gehemmt. Im schlimmsten Fall, der Illiquidität bzw. Insolvenz, ist das Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig - die Betriebsauflösung droht.

Auch eine Überliquidität hat Nachteile. Es sind mehr liquide Mittel vorhanden, als benötigt werden. Ruhendes Kapital verursacht aber Kosten und ist nicht rentabel. Wenn es produktiv eingesetzt wird, erwirtschaftet es stattdessen Erlöse.

Aufgabe der Finanzplanung ist es deshalb auch, Ein- und Ausgabeströme entsprechend aufeinander abzustimmen. Die Fristigkeit des Fremdkapitals sollte Dauer und Tempo der Erlöse entsprechen. Die Finanzplanung muss darauf achten, dass Tilgungen dann fällig werden, wenn Erlöse eintreffen. Dadurch sind die liquiden Mittel zum rechten Zeitpunkt vorhanden. Aber anderseits sammelt sich kein Geld an, das nicht rentabel eingesetzt werden kann.

4. Finanzierungsarten

Finanzierungsarten lassen sich zunächst nach der Herkunft des Kapitals unterscheiden. Bei der Innenfinanzierung stammen die finanziellen Mittel aus dem Betriebsprozess. Es handelt sich um den Rückfluss von investierten Mitteln und/oder den Umsatzgewinn des Unternehmens. Einlagen des Unternehmers und seiner Gesellschafter (Einlagenfinanzierung) gehören zur Aussenfinanzierung, weil sie nicht innerhalb des Betriebes erwirtschaftet wurden. Auch Fremdkapital, das als Kredit, Darlehen, Hypothek oder kurzfristige Verbindlichkeit (Schulden) von Gläubigern zur Verfügung gestellt wird, gehört zur Aussenfinanzierung.

Man kann die Finanzierungsarten auch nach der Rechtsstellung des Kapitalgebers differenzieren. Eigenfinanzierung durch den Betrieb oder seine Eigentümer steht hier Fremdfinanzierung durch Kapitalgeber, die nicht zum Betrieb gehören, gegenüber.

Kapital aus Eigenfinanzierung:
        Innenfinanzierung aus dem Betriebsprozess
        Einlagenfinanzierung der Besitzer
        -----------------------------------------
        = Eigenkapital auf der Passivseite der Bilanz

Kapital aus Fremdfinanzierung
        = Fremdkapital auf der Passivseite der Bilanz


(1) Innenfinanzierung / Selbstfinanzierung
... bezeichnet die Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem betrieblichen Umsetzungsprozess. Hat ein Unternehmen in der vergangenen Wirtschaftsperiode investiert, produziert und umgesetzt, gelangt auch Geld in die Kasse. Dadurch steht Kapital zur Verfügung, das schon einmal in den Leistungsprozess investiert wurde. Dies nennt man Desinvestition.

Darüber hinaus erwirtschaftet das Unternehmen aber auch einen Überschuss / Gewinn. Der kann an die Eigentümer verteilt, also ausgeschüttet werden. Unterbleibt diese Verteilung und fließt der Gewinn wieder ins Unternehmen, so wächst das Eigenkapital. Der Gewinn wirkt kapitalzuführend. Dieser nicht ausgeschüttete Gewinn (Gewinnthesaurierung) ermöglicht dem Betrieb die Selbstfinanzierung. Bei dieser Finanzierung aus unverteilten Überschüssen werden vom Unternehmensgewinn Rücklagen gebildet. Auf diese Weise entsteht zusätzliches Eigenkapital, das investiert werden kann. Da dieses Kapital in der Bilanz verzeichnet ist, spricht man von offener Selbst- oder Innenfinanzierung.

Gewinn & Verlust
SOLL HABEN

Aufwendungen
Gewinn

150.000,-
110.000,-

Erträge
__________/

260.000,-
‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾
260.000,- 260.000,-

SOLL               Gewinn & Verlust               HABEN
-----------------------------------------------------------
Aufwendungen       150.000,-  |  Erträge          260.000-
Gewinn             110.000,-  |  ___________/‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾
-----------------------------------------------------------
                   260.000,-  |                   260.000,-
Wie die Bücher dieses Unternehmens zeigen, wurde hier im letzten Geschäftsjahr ein Gewinn erwirtschaftet. Der Unternehmer verzichtet auf die Gewinnentnahme. Das so wachsende Eigenkapital kann wieder investiert werden.
SOLL                    Eigenkapital               HABEN
-----------------------------------------------------------
                              |  Gewinn           110.000-

Bei Kapitalgesellschaften wie einer GmbH oder AG wird die so gebildete Rücklage auf ein spezielles Konto gebucht.
SOLL               Gewinn & Verlust               HABEN
-----------------------------------------------------------
Aufwendungen       150.000,-  |  Erträge          260.000-
Rücklagen           40.000,-  |              /‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾
Gewinn              70.000,-  |  ___________/
-----------------------------------------------------------
                   260.000,-  |                   260.000,-

				   
SOLL                      Rücklagen                   HABEN
-----------------------------------------------------------
                              |                     40.000-
Auch diese Rücklage ist Gewinn, der nicht ausgeschüttet wurde. Diese kann somit investiert werden.

Neben der offenen Selbstfinanzierung durch desinvestierte Mittel und den Gewinn, den das Unternehmen nicht ausschüttet, gibt es noch die verdeckte oder stille Selbstfinanzierung. Auch hier werden Rücklagen gebildet. Da sie aber in der Bilanz nicht ausgewiesen werden, spricht man von stillen Rücklagen. Sie entstehen durch Unterbewertung von Vermögensteilen oder Überbewertung von Schulden.

Ein Beispiel zur Unterbewertung von Anlagevermögen:
Ein Unternehmen besitzt ein Grundstück. In der Bilanz ist es als Anlagevermögen mit dem Kaufpreis von 300.000 Euro verzeichnet. Durch Erschließungsmaßnahmen der Kommune steigt der Wert auf 500.000 Euro. Diese Wertsteigerung ist in der Bilanz nicht verzeichnet. Dieser Betrag stellt eine stille Rücklage dar. Würde das Unternehmen jetzt das Grundstück verkaufen, also die Reserve auflösen, so würde die Firma 200.000 Euro Gewinn machen.

Unterbewertung des Anlagevermögens durch überhöhte Abschreibung:
Das Unternehmen hat letztes Jahr einen LKW für 50.000 Euro gekauft. Es wurde eine Nutzungsdauer von 4 Jahren festgelegt. Tatsächlich wird der LKW aber 5 Jahre genutzt.

Unterbewertung

Der Wert in der Bilanz:                  Der tatsächliche Wert:
Abschreibungssatz bei 4 Jahren           Abschreibungssatz bei 5 Jahren
Nutzungsdauer 25%                        Nutzungsdauer 20%
------------------------------           ------------------------------
Buchwert Ende 1. Jahr                    Wert Ende 1. Jahr
          37.500 Euro                          40.000 Euro
Laut Bilanz hat das Unternehmen hier 37.500 Euro angelegt, tatsächlich sind es 40.000 Euro. Die Differenz stellt eine stille Reserve dar.

Weiteres Beispiel für Unterbewertung des Umlaufvermögens:
Der Geschäftsführer hat im vergangenen Jahr einen Teil des Gewinns der Firma in Aktien investiert. Die Anschaffungskosten betrugen 300 Euro pro Aktie. Mit diesem Wert stehen sie auch als Umlaufvermögen in der Bilanz. Mittlerweile stieg der Kurs, der Wert beträgt jetzt 400 Euro. Damit besitzt das Unternehmen eine stille Reserve von 100 Euro.

Weiteres Beispiel für Überbewertung der Schulden:
Die Firma kauft in den USA eine Spezialmaschine im Wert von 100.000 Dollar. Nach dem aktuellen Dollarkurs (1 Dollar = 0,8066 Euro) entstehen Verbindlichkeiten von 80.660 Euro. Bei der Begleichung der Rechnung steht der Dollar auf 0,75 Euro. Dadurch zahlt das Unternehmen in Euro weniger als bilanziert. Es entsteht eine stille Rücklage von 5.660 Euro. Bei der Überbewertung von Schulden wird das Fremdkapital zu hoch ausgewiesen.

Der Vorteil verdeckter Rücklagen ist die Tatsache, dass es sich dabei um einen Gewinn handelt, der nicht in den Büchern auftaucht. Der Gewinn eines Unternehmens ist aber die Grundlage für die Besteuerung. Die erhöhten Abschreibungen des Unternehmens, der Gewinn durch Kursschwankungen im Auslandsgeschäft oder Kursanstieg an der Börse bleibt so unbesteuert. Bei Auflösung der Rücklagen werden diese Beträge allerdings ertragswirksam, erscheinen in den Büchern und müssen auch versteuert werden.

Es soll ein neuer Zweigbetrieb errichtet werden. Dafür wird ein Grundstück in einem anderen Ort verkauft und mit diesem Geld ein Grundstück am Ort der neuen Zweigstelle erworben. Dieses Grundstück ist Teil des Anlagevermögens der Firma. Durch den Verkauf dieses Vermögenswertes wird gebundenes Kapital in liquide Mittel freigesetzt. Diese können in andere Vermögenswerte neu investiert werden. Betrachtet wird zunächst nur der bilanzierte Grundstückswert von 300.000 Euro. Es wird kein neues Kapital zugeführt, sondern vorhandenes Vermögen umgeschichtet. Da hier ein Aktivposten gegen einen anderen getauscht wird, spricht man von einem Aktivtausch. Auswirkungen dieses Vorgangs in der Bilanz:
Der Verkauf setzt Kapital frei, das jetzt in einen anderen Vermögenswert investiert werden kann.
AKTIVA                                    AKTIVA
---------------                           ---------------
Anlagevermögen           Verkauf          Umlaufvermögen
 Grundstück              ========>        Bankkonto
 300.000,-               Kapital-         + 300.000,-
                         freisetzung
Aktiva von 300.000 Euro (im Anlagevermögen) werden in andere Aktiva des gleichen Betrags (hier beim Bankkonto / Umlaufvermögen) getauscht. Der Verkauf von Vermögenswerten ist eine kapitalfreisetzende Einnahme.

Bei der Selbstfinanzierung wird dem Unternehmen neues Eigenkapital zugeführt, durch Der Aktivtausch ist eine Vermögensumschichtung, durch die kein neues Kapital gewonnen wird.

Anlagegüter sind Abnutzung und Verschleiß unterworfen. Der damit verbundene Wertverlust wird durch die Abschreibung erfasst und schlägt sich auch in der Bilanz nieder.

Beispiel: Für einen LKW ist eine Nutzungsdauer von 4 Jahren veranschlagt. Die jährliche Abschreibung wird wie folgt berechnet:

Anschaffungskosten / Nutzungsdauer = Abschreibungsbetrag (AFA-Betrag, Absetzung für Aufwendungen).

Der LKW wird somit jährlich mit 25% (10.000 Euro) abgeschrieben, verliert um diesen Betrag an Wert. Deshalb stellt die Abschreibung eine Aufwendung des Unternehmens dar. Diese schmälert den Gewinn und damit auch die Steuer.

Zur Berechnung der jährlichen Abschreibungsbeträge gibt es zwei Methoden:
Abschreibungen dienen nicht nur der Finanzierung von Reinvestitionen. Das folgende Beispiel zeigt, wie sie langfristig auch zur Finanzierung von Neuinvestitionen herangezogen werden können.

Ein Unternehmen kauft jedes Jahr eine Maschine für 1.000 Euro.
Die Nutzungsdauer beträgt 5 Jahre, die jährliche Abschreibung 200 Euro.


        Jahr    1
          1    200   1. Jahr/eine Maschine 
          2
Maschinen 3
          4
          5
Abschreibung   200   ← Die Abschreibung wird über 
liquide Mittel 200          den Preis verdient.
-Reinvestition       ← Reinvestiert wird nicht.
freigesetzte   200   ← Der Abschreibungsbetrag fließt in die Kasse
Mittel


Reinvestition 1 Jahr
        Jahr    1    2    3    4    5
          1    200  200  200  200  200 5. Jahr/fünf Maschinen 
          2         200  200  200  200
Maschinen 3              200  200  200
          4                   200  200
          5                        200
Abschreibung   200  400  600  800 1000 ← Die Abschreibungsbeträge 
liquide Mittel 200  600 1200 2000 3000   haben sich angesammelt.
-Reinvestition                    1000 ← Eine Maschine wird ersetzt
                                         - eine Reinvestition.
freigesetzte   200  600 1200 2000 2000 ← Zur Finanzierung genügt die
Mittel                                   Abschreibung dieses Jahres. Die
                                         Abschreibungen der ersten Jahre
                                         sind freigesetztes Kapital.

Reinvestition 5 Jahre
        Jahr    1    2    3    4    5    6    7    8    9    10
          1    200  200  200  200  200  200  200  200  200  200
          2         200  200  200  200  200  200  200  200  200
Maschinen 3              200  200  200  200  200  200  200  200
          4                   200  200  200  200  200  200  200
          5                        200  200  200  200  200  200
Abschreibung   200  400  600  800 1000 1000 1000 1000 1000 1000 ←  
liquide Mittel 200  600 1200 2000 3000 3000 3000 3000 3000 3000  
-Reinvestition                    1000 1000 1000 1000 1000 1000 ← 
freigesetzte   200  600 1200 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 ← 
Mittel 						 

Reinvestition 10 Jahre
Auch in den weiteren Jahren wird jeweils eine alte durch eine neue Maschine ersetzt. Die dazu nötigen Mittel erbringt die verdiente Abschreibung. Die Abschreibungsbeträge der ersten Jahre werden nicht für Reinvestitionen benötigt. Sie stehen für Neuinvestitionen zur Verfügung.

Die bisher vorgestellten Arten der Innenfinanzierung haben das Eigenkapital des Unternehmens betroffen: Es gibt aber noch eine Finanzierungsart, die zur Innenfinanzierung gehört, aber Fremdkapital betrifft.
Das Unternehmen hat eine Pensionskasse für ihre Mitarbeiter. Irgendwann muss sie daraus Leistungen erbringen. Zu diesem Zweck nimmt sie Rückstellungen vor, d.h. sie bildet Reserven für den Fall der Auszahlung. Auch die Mitarbeiter zahlen in die Pensionskasse ein. Da diese Beträge den Mitarbeitern zustehen, handelt es sich um Verbindlichkeiten, also Fremdkapital. Bis zur Fälligkeit kann die Firma aber mit diesem Geld arbeiten, es investieren. Wenn die Pensionen allerdings ausgezahlt werden, ist der Finanzierungseffekt aufgehoben. Dennoch hat die Finanzierung durch Rückstellungen gegenüber der normalen Fremdfinanzierung den Vorteil, dass hier keine Zinskosten anfallen. Außerdem sind sie ein betrieblicher Aufwand, der vom steuerlichen Gewinn abgeht.

Fazit: Bei der Innen- oder Selbstfinanzierung stammt das Kapital aus dem Betrieb. Die Innenfinanzierung hat den Vorteil, dass keine Zinskosten entstehen und Tilgungen nicht die Liquidität belasten. Offene Innenfinanzierung: aus nicht ausgeschütteten Gewinnen werden Rücklagen und damit Eigenkapital gebildet. Stille Innenfinanzierung erfolgt durch die Bildung stiller Rücklagen. Diese entstehen durch die Unterbewertung von Vermögensteilen (z.B. bei erhöhter Abschreibung) oder durch Überbewertung der Schulden (z.B. durch überhöhte Rückstellungen). Im Unternehmen gebundenes Kapital wird durch Vermögensumschichtungen (Aktivtausch) freigesetzt und kann neu investiert werden. Durch verdiente Abschreibungen sammelt sich Kapital für Re- und/oder Neuinvestitionen an. Fremdkapital, das in langfristige Rückstellungen fließt, steht bis zur Fälligkeit dem Unternehmen zinslos zur Verfügung.

(2) Einlagen- und Beteiligungsfinanzierung
Ebenso wie bei der Innenfinanzierung wird bei der Einlagenfinanzierung Eigenkapital gebildet. Auch sie ist eine Form der Eigenfinanzierung. Da dieses Kapital nicht im Betrieb erwirtschaftet wird, gehören Einlagen und Beteiligungen zur Aussenfinanzierung.


Ein Einzelunternehmen wird durch den Inhaber allein geleitet. Die Finanzierung bestreitet dieser durch Einlagen aus seinem Privatvermögen.

Einlagenfinanzierung
AKTIVA           BILANZ           PASSIVA                Privatvermögen
-----------------------------------------
Anlagevermögen      |        Eigenkapital       ←          Einlage
Umlaufvermögen      |
                    |
Die Einlagenfinanzierung ist eine Form der Eigenfinanzierung, weil Eigenkapital gebildet wird. Da dieses Eigenkapital nicht innerhalb des Unternehmens gebildet wurde, ist sie auch eine Form der Aussenfinanzierung.

Mit der Aufnahme eines Gesellschafters (ändert sich die Gesellschaftsform und) wächst durch dessen Beteiligung auch das Eigenkapital. Bei Einlagen von neu hinzukommenden Gesellschaftern spricht man von Beteiligungsfinanzierung.

Beteiligungsfinanzierung
AKTIVA           BILANZ           PASSIVA                Privatvermögen
-----------------------------------------
Anlagevermögen      |        Eigenkapital       ←          Einlage
Umlaufvermögen      |         +   Einlage       ←          Einlage
                    |
Mit dieser Eigenkapitalerhöhung kann das Unternehmen investieren oder Fremdkapital ersetzen, d.h. Schulden bezahlen.

Beteiligungsfinanzierung, Fremdkapital
AKTIVA           BILANZ           PASSIVA                Privatvermögen
-----------------------------------------
Anlagevermögen      |        Eigenkapital       ←          Einlage
Umlaufvermögen      |         +   Einlage       ←          Einlage
                    |        Fremdkapital

Der Einzelunternehmer kann jederzeit durch Einlagen aus seinem Privatvermögen das Kapital aufstocken. Bei Personengesellschaften wie der KG (Kommanditgesellschaft) bringen die Gesellschafter das Stammkapital auf. Im Gesellschaftsvertrag können sie zu weiteren Nachschüssen verpflichtet werden. Die Aufnahme neuer Gesellschafter mit entsprechenden Beteiligungen ermöglicht ebenfalls Eigenkapitalzuführung.

Eigenkapital macht unabhängig. Es ist Voraussetzung dafür, dass man fremdes Kapital aufnehmen kann (Kredite). Das Unternehmen wird dadurch nicht von Kreditkündigung und den Entzug von Betriebsmitteln bedroht. Es ist krisenfester.

Wandelt man ein Einzelunternehmen zu einer GmbH um, verfügt das Unternehmen i.d.R. durch ihre Gesellschafter über mehr Eigenkapital. Andererseits haben die Gesellschafter auch Mitspracherechte in der Geschäftsleitung. Die Einlagen- bzw. Beteiligungsfinanzierung bringt noch eine Reihe anderer Vor- und Nachteile mit sich. Bei Kapitalgesellschaften (GmbH, AG) wird das Eigenkapital von den Anteilseignern aufgebracht. Über eine Erhöhung des Eigenkapitals durch die Aufnahme neuer Gesellschafter muß die Versammlung der Anteilseigner mit satzungsmäßiger Mehrheit entscheiden. Bei der Aktiengesellschaft (AG) ergeben sich noch einige Besonderheiten. Hier wird das Eigenkapital von Aktionären durch den Kauf der Aktie an der Börse aufgebracht. Über die Börse kann die AG Anteilsrechte an ihrem Eigenkapital vielen Kapitalgebern anbieten. Da der Mindestnennwert einer Aktie per Gesetz auf 1 Euro (§ 8 AktG) festgesetzt ist, können auch kleinste Beträge für die Eigenfinanzierung gewonnen werden.

Das Eigenkapital von Kapitalgesellschaften besteht aus Grundkapital und Rücklagen. Das Grundkapital ist in Anteile zerlegt. Bei der Aktiengesellschaft wird das Anteilsrecht durch die Aktie beurkundet. Mit der Aktie ist u.a. der Anspruch auf Gewinnanteil (Dividende) und Stimmrecht in der Hauptversammlung verbunden. Nicht ausgeschüttete Gewinne fließen als Rücklage in Eigenkapital.

Bei einer ordentlichen Kapitalerhöhung benötigt der Vorstand der AG die Zustimmung der Hauptversammlung (Drei-Viertel-Mehrheit). Ist diese gegeben, gibt die AG neue (junge) Aktien heraus. Das Eigenkapital erhöht sich um den Ausgabewert der jungen Aktien. Beispiel: Der Nennwert der alten Aktien, die bei der Gründung der AG ausgegeben wurden, beträgt 100 Euro. Das Grundkapital setzt sich aus der Summe dieser Nennwerte zusammen. Der Börsenkurs und damit der Handelswert dieser 100 Euro Aktie liegt bei ca. 200 Euro. Auch die jungen Aktien mit dem Nennwert von 100 Euro werden zu einem Ausgabewert von 200 Euro an der Börse angeboten.

Bemerkungen zur Bestimmung des Ausgabenpreises
Der Ausgabepreis der jungen Aktien darf nicht geringer sein als der Nennwert (nicht unter pari). Meist liegt er zwischen dem Nennwert und dem Börsenkurs der alten Aktien. Bei der Kapitalerhöhung haben die Aktionäre ein Vorkaufsrecht (Bezugsrecht) auf die jungen Aktien. Dadurch können sie ihre bisherige prozentuale Beteiligung an der AG, von welcher der Einfluss auf das Unternehmen abhängt, aufrechterhalten.

Durch die Ausgabe von 10.000 Stück junger Aktien zum Preis von 200 Euro erhöht die AG ihr Eigenkapital um die gewünschten 2 Millionen Euro. Der Nennwert dieser jungen Aktien (10.000 Euro * 100 = 1 Million) erhöht dabei das Grundkapital und wird auf dem sogenannten Nominalkonto gebucht). Der Mehrbetrag der Einnahmen (1 Million), Aufgeld oder Agio genannt, fließt in die Rücklagen.

Neben der ordentlichen Kapitalerhöhung gibt es noch zwei Varianten.
  1. Die bedingte Kapitalerhöhung:
    ... berechtigt einen bestimmten Personenkreis zum Bezug neuer Aktien (z.B. die Belegschaft). Das Kapital wird nur in dem Maße erhöht, wie von diesem Bezugsrecht gebraucht gemacht wird. Maximal 50% des bisherigen Grundkapitals dürfen so beschafft werden.
  2. Die genehmigte Kapitalerhöhung:
    Die Hauptversammlung ermächtigt den Vorstand, innerhalb von 5 Jahren das Grundkapital bis zu einen bestimmten Betrag (maximal aber um die Hälfte) zu erhöhen. Das ermöglicht dem Vorstand, je nach Wirtschaftslage und Kapitalbedarf, schnell zu reagieren.
Und schließlich, die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmittel - offene Rücklagen werden in Grundkapital umgewandelt. Entsprechend ihrem bisherigen Kapitalanteil erhalten die Aktionäre diese Berichtigungsaktien. Diese Maßnahme erhöht zwar nicht das Eigenkapital, verändert aber seine Struktur.

Je höher der Börsenkurs, desto höher ist auch der Ausgabepreis der jungen Aktien und desto mehr Geld nimmt die AG durch deren Verkauf ein. Der Börsenkurs richtet sich aber nicht zuletzt nach dem Ertrag der Aktie. Je höher die Dividende, desto attraktiver die Aktie. Die AG zahlt hohe Dividenden aus, um so über den Verkauf neuer Aktien den ausgeschütteten Gewinn wieder zurückzuholen. Das Prinzip: "Schütt aus, hol zurück!".

Fazit: Einlagenfinanzierung liegt vor, wenn dem Unternehmen durch die Eigentümer Eigenkapital zugeführt wird. Einzelunternehmen und Personengesellschaften erhalten das Kapital aus den privaten Mitteln des Unternehmers oder durch Neuaufnahme von Gesellschaftern. Die Aktiengesellschaft erhält ihr Eigenkapital durch die Ausgabe von Aktien.

(3) Fremdfinanzierung
Bei der Fremdfinanzierung erhält das Unternehmen von Aussenstehenden Kapital, das sogenannte Fremdkapital. Da dieses Kapital nicht innerhalb des Betriebes erwirtschaftet wurde, handelt es sich um eine Form der Aussenfinanzierung. Fremdfinanzierung ist die Beschaffung von Kapital durch Aufnahme von Krediten. Sie ist die häufigste Form der Finanzierung in der Wirtschaft.

Fremdfinanzierung
AKTIVA           BILANZ           PASSIVA                Privatvermögen
-----------------------------------------
Anlagevermögen      |        Eigenkapital       ←          Einlage
Umlaufvermögen      |        Fremdkapital       ←          Kredite
                    |   
                                                           Kreditgeber
Der Kreditgeber, auch Gläubiger genannt, stellt dem Kreditnehmer (Schuldner) Kapital für begrenzte Zeit zur Verfügung. Die Gegenleistung besteht in regelmäßigen Zinszahlungen des Schuldners. Beim Darlehen werden Auszahlungs- und Rückzahlungstermin vertraglich festgelegt und der gesamte Betrag meist in einer Summe ausgezahlt. Je nach Rückzahlungstermin unterscheidet man: Die Gesamthöhe und die Formen des Fremdkapitals ergeben sich aus Kapitalbedarf und Finanzplan. Wie hoch die Verschuldung sein darf, ist eine zentrale Frage der Unternehmensleitung, denn ohne Fremdfinanzierung kommt heute kaum noch ein Unternehmen aus. Dabei ergibt sich die Frage: Kann sich das Unternehmen eine Kredit leisten? Zins- und Tilgungszahlungen belasten die Liquidität, d.h. die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens. Der Finanzplan muß eine Liquiditätsvorsorge beinhalten. Je länger die Laufzeit ist, desto stärker verteilt sich auch die Rückzahlung. Kurzfristige Kredite belasten die Liquidität stärker als langfristige. Wenn ein Unternehmen ein Kredit über 1 Million Euro auf 5 Jahre erhält, muß sie pro Jahr wesentlich mehr Geld für den Schuldendienst bereitstellen als bei einer Laufzeit von 10 Jahren.
Eine zweite Frage lautet: Ist der Kredit rentabel?
 Fremdkapital                          Fremdkapital
      ↓                                    ↓
 Investitionen                          Zinskosten
      ↓                                    ↓
 Ertragssteigerungen        >       Aufwandssteigerungen
 
 
Die Ertragssteigerung, die durch die Fremdfinanzierung ermöglicht wird, muß höher sein als die damit verbundenen Kosten.

Bei der Kalkulation der Rentabilität ist ein Vorteil der Fremdfinanzierung zu berücksichtigen: Zinsen sind Aufwendungen, die den steuerpflichtigen Gewinn mindern. Das ist bei Dividenden für Einlagen nicht der Fall. Das Unternehmen spart also bei Fremdfinanzierung Steuern. Andererseits: Gehen die Geschäfte schlecht, kann bei der Einlagen- / Beteiligungsfinanzierung auf Gewinnausschüttung verzichtet werden. Zins- und Tilgungszahlungen für Fremdfinanzierung dagegen fallen immer an.

Die Unternehmerrendite ist eine wichtige Messzahl für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Sie zeigt, wieviel Gewinn das eingesetzte Eigenkapital erwirtschaftet.
Beispiel: Ein Unternehmen finanziert eine Investition zu 100% mit Eigenkapital. Die Investition bringt 10% Gewinn.
 Reingewinn 10 x 100
 --------------------  =  Unternehmensrendite 10%
 Eigenkapital 100
 
 
Durch den Einsatz von Fremdkapital sinkt der Eigenkapitalanteil (z.B. auf 50%). Entsprechend steigt die Rendite.
 Reingewinn 10 x 100
 --------------------  =  Unternehmensrendite 20%
 Eigenkapital 50
 
 

Je höher der Fremdkapitalanteil und damit je geringer der Eigenkapitalanteil, desto höher die Rendite des Eigenkapitals. Man spricht von der Hebelwirkung des Fremdkapitals. Die Hebelwirkung des Fremdkapitals ist ein großer Anreiz, trotz geringen Eigenkapitals die geplante Investition über Kredite zu finanzieren. Das Unternehmen kann sich zugrunde richten, wenn die fixen Kosten steigen oder die Ertragslage schlecht ist. Nachfolgend die Vor- und Nachteile der Fremdfinanzierung: Kreditaufnahme bringt immer die Gefahr mit sich, dass ein Unternehmen bei schlechter Geschäftslage in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Nehmen wir z.B. folgende Situation: Alle Gläubiger eines Unternehmens kündigen ihre Kredite und ziehen ihr Kapital aus der Firma. Jetzt hängt es von der Kapitalstruktur ab, ob das Unternehmen diese Krise meistern kann. Wurden die beiden wichtigsten Finanzierungsgrundsätze beachtet:
 Beispiel 1:
 |----------------|---------------| 
 |                |  Eigenkapital |
 | Anlagevermögen |---------------|
 |----------------|               |
 | Umlaufvermögen |  Fremdkapital |
 |                |               |
 |----------------|---------------| 
 
Das Unternehmen hat sich durch die Vorteile der Fremdfinanzierung dazu verleiten lassen, den überwiegenden Teil des Vermögens durch Kredite finanzieren. Um die Schulden zu bezahlen, muss nicht nur das Umlaufvermögen flüssig gemacht werden (Auflösung der Konten, Verkauf der Vorräte). Auch Teile des Anlagevermögens (Maschinen, Fahrzeuge) gehen verloren. Die Firma kann nicht mehr produzieren.
 Beispiel 2:
 |----------------|---------------| 
 |                |  Eigenkapital |
 | Anlagevermögen |               |
 |----------------|               |
 | Umlaufvermögen |---------------|
 |                |  Fremdkapital |
 |----------------|---------------| 
 
Nach Befriedigung der Gläubiger sind das Anlagevermögen und ein Teil des Umlaufvermögens noch vorhanden. Das Unternehmen bleibt existenzfähig.

Die goldene Bilanzregel:
Das Anlagevermögen soll durch Eigenkapital gedeckt sein!

In der Praxis wird die goldene Bilanzregel selten erfüllt. Sie sollte jedoch als Zielvorstellung berücksichtigt werden, um Liquiditätskrisen zu vermeiden. Bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit durch die Bank spielt der Grad der Deckung durch Eigenkapital eine große Rolle.

Natürlich wird selten das gesamte Fremdkapital auf einmal fällig. Es gibt langfristige und kurzfristige Kredite, ebenso wie langfristige und kurzfristige Bindungen des Kapitals. Das Umlaufvermögen ist dadurch definiert, dass es schnell in liquide Mittel zurück verwandelt werden kann (Umsetzung von Rohstoffvorräten, Verkauf von Waren, Geld auf Bank- und Girokonten). Das in Anlagevermögen (Maschinen, Grundstücke, Gebäude) investierte Kapital ist dagegen langfristig gebunden.

Da kurzfristige Kredite leichter zu erhalten sind, ist die Versuchung groß, auch Anlagevermögen mit kurzfristigen Krediten zu finanzieren, die bald wieder fällig werden. Wenn die Firma dann nicht den erwarteten Erfolg verzeichnen kann, sind wiederum das Anlagevermögen und damit die Produktionsfähigkeit des Unternehmens gefährdet. Daraus ergibt sich der zweite Finanzierungsgrundsatz:

Die goldene Bankregel / Die goldene Finanzierungsregel:
Kurzfristige Kredite sollen nicht langfristig festgelegt werden!

D.h. für die Praxis: Wenn das Anlagevermögen, inklusive eiserner Bestand, schon nicht durch Eigenkapital gedeckt werden kann, dann zumindest durch langfristiges Kapital.
 |----------------|                |----------------| 
 |                | langfristig    |  Eigenkapital  |
 | Anlagevermögen | gebunden       |----------------|
 |                |                __________________
 |----------------|                |                | 
 __________________                |  langfristig   |
 |                | schnelle       |--Fremdkapital--|
 | Umlaufvermögen | Umsetzung in   |  kurzfristig   |
 |                | liquide Mittel |                |
 |----------------|                |----------------| 
 
Aber bevor ein Unternehmen ein Darlehen von der Bank erhält, wird diese auch ihre Überlegungen anstellen. Ist das Unternehmen solide, und werden wir unsere Zinsen und unser Kapital zurückbekommen? Die Bank prüft die Kreditwürdigkeit.
Unter persönlicher Kreditwürdigkeit versteht man dabei die Zuverlässigkeit des Unternehmers und seine beruflichen Fähigkeiten. Die materielle Kreditwürdigkeit setzt geordnete wirtschaftliche Verhältnisse voraus, denen die Kredithöhe und die Kreditbedingungen angemessen sind. Zu diesem Zweck analysiert die Bank die Finanz- und Erfolgslage des Unternehmens. Bei dieser Bilanzanalyse werden folgende Aspekte untersucht:

Sicherheiten müssen vom Kreditnehmer immer dann gestellt werden, wenn seine finanziellen Verhältnisse keine Garantie dafür geben, dass er Zinszahlungen und Tilgung fristgerecht leisten kann. Die Bank erhält dadurch die Möglichkeit, sich das ausgeliehene Geld auf jeden Fall zu beschaffen.

Die häufigsten Formen der Kreditsicherung sind:


Weitere Möglichkeiten der Beschaffung von Fremdkapital sind:

Der Kontokorrentkredit
Ein Unternehmen hat ein Bankkonto, über das alle laufenden Zahlungen abgewickelt werden, wie z.B. Lohnauszahlungen, Begleichung von Rechnungen für Rohstoffe, Zahlungseingänge für verkaufte Waren und Dienstleistungen.

               Kontobewegungen
---------------------------------------------
 1.12. Löhne und Gehälter          → 33.000,-
 2.12. Zahlung an Sand & Steine KG → 16.500,-
 6.12. Zahlung von Holzhandel GmbH ← 12.000,-
 8.12. Zahlung an Bauarchitekten   →  5.000,-
 9.12. Zahlung von Handels GmbH    ← 12.000,- 
Die Bank räumt dem Unternehmen einen Überziehungskredit ein. Für ihn werden eine Laufzeit und eine bestimmte Höhe (Kreditlimit) vereinbart. Nutzt das Unternehmen den Kredit aus, treten Zinskosten auf. Sammelt sich dagegen Geld an, schreibt die Bank Guthabenzinsen gut. Das ermöglicht dem Unternehmen kurzfristige die Finanzierung laufender Kosten. Da der Kontokorrentkredit in der Regel immer wieder verlängert wird, ergibt sich eine langfristige Wirkung. Die entstehenden wechselseitigen Forderungen der Partner, (d.h. vom Unternehmen und der Bank), werden auf dem Kontokorrentkonto gesammelt und in regelmäßigen Zeitabständen, meist viertel- oder halbjährlich, verrechnet.

Der Lieferantenkredit
Die Sand & Steine KG liefert Waren im Wert von 16.500 Euro und räumt ein Zahlungsziel von 30 Tagen ein, d.h., das Unternehmen muss die Rechnung erst nach einem Monat begleichen. Beim Lieferantenkredit werden also keine Gelder gezahlt, er entsteht durch die Verzögerung von Zahlungen. Für das Unternehmen ist dies eine bequeme Form kurzfristiger Fremdfinanzierung, ohne Formalitäten, Vertrag und Kreditwürdigkeitsprüfung. Für diesen Kredit sind auch keine Sicherheiten nötig, ausser dem Eigentumsvorbehalt. Dabei ist der Lieferantenkredit nicht zinslos. Warum? Bei Barzahlung gewährt die Sand & Steine KG wie die meisten Firmen 2% Skonto. Da das Unternehmen die Rechnung später begleicht, entgeht der Firma diese Ersparnis. Es handelt sich um einen versteckten Zins. Man könnte meinen, 2% sind ja nicht viel. Bedenkt man, dass dies für eine Laufzeit von einem Monat gilt, sind das umgerechnet 24% Jahreszins. Da ist jeder Bankkredit billiger!
Dennoch kann der Lieferantenkredit willkommen sein, um kurzfristige Liquiditätskrisen zu überstehen und wenn keine Möglichkeit besteht, einen Bankkredit aufzunehmen.


Der Kundenkredit - Anzahlungen von Kunden
Anzahlungen von Abnehmern werden entweder vor Beginn des Produktionsprozesses oder nach teilweiser Fertigstellung gewährt. Sie stehen dem Betrieb zinslos zur Verfügung und verbessern seine Liquidität. In manchen Wirtschaftszweigen wäre infolge langer Produktionsdauer eine alleinige Finanzierung durch den Hersteller nicht durchführbar. Zum Beispiel im Maschinenbau: 1/3 des Kaufpreises bei Erteilung des Auftrages zur Herstellung, 1/3 bei Lieferung und 1/3 bei vereinbartem Zahlungsziel. Bei dieser Finanzierungsform ist neben der Länge des Produktionsprozesses auch die Stärke der Marktstellung des Betriebes und seiner Abnehmer entscheidend. Der Auftraggeber geht bei Gewährung von Anzahlungen das Risiko ein, dass der Lieferant seinen Verpflichtungen nicht nachkommt oder nicht mehr nachkommen kann. Meist ist eine Bankgarantie zusätzlich erforderlich. Die Gebühren hierfür sind indirekt die Kosten des Kundenkredits. Der Vorteil der Anzahlung von Kunden: Der Auftragnehmer braucht in Höhe der Anzahlung keine eigenen Finanzierungsmittel zur Vorfinanzierung einzusetzen.


Bei der Finanzierung durch Leasing werden langfristige Nutzungsrechte an Gütern durch Miet- oder Pachtverträge erworben.

Leasing
      Nutzungsrecht                           Eigentümer
   |----------------|                      |---------------| 
   | Leasingnehmer  | Leasingraten (Miete) | Leasinggeber  |
   |                |   =======>        |               |
   |----------------|                      |---------------|

Wenn ein Unternehmen nicht in der Lage ist, den hohen Kaufpreis für z.B. Baumaschinen aufzubringen, kann es mit dem Hersteller einen Leasingvertrag abschließen.
Neben dem direkten Leasing durch den Hersteller gibt es auch Finanzierungsunternehmen, die Anlagen kaufen, um sie dann zu vermieten (indirektes Leasing). Beim Leasing sind die Kosten meistens höher als beim Kauf, da der Leasinggeber neben den Anschaffungskosten auch einen Gewinn und eine Risikoprämie erwirtschaften will. Die Kosten verteilen sich jedoch auf die Vertragsdauer. Dadurch kann ohne Inanspruchnahme von Krediten oder Barmitteln ein Betrieb aufgebaut, erweitert oder rationalisiert werden. Leasing wird zur Fremdfinanzierung gerechnet, weil hier in Höhe der Leasingraten Verbindlichkeiten entstehen.

Factoring
Ein Unternehmen braucht dringend liquide Mittel. Es verfügt über Forderungen, die aber noch nicht fällig sind. Diese Forderungen werden an einen Factor (engl. = Agent) verkauft. Dadurch erhält das Unternehmen sofort Mittel in Höhe dieser Forderungen, abzüglich Zinsen, Gebühren und Risikoabschlag, die den Ertrag des Factoringnehmers ausmachen. Dieser erhält sein Geld bei Fälligkeit der Forderungen. Factoring gehört im weiteren Sinne zur Fremdfinanzierung, weil hier bis zur eigentlichen Fälligkeit der Forderungen zwischenzeitlich Kapital zur Verfügung gestellt wird.

Fazit: Bei der Fremdfinanzierung wird Kapital durch Aussenstehende in Form von Krediten zur Verfügung gestellt. Neben den langfristigen Krediten, wie dem Darlehen, gibt es eine Reihe kurzfristiger Finanzierungsmöglichkeiten. Hierzu zählt der Kontokorrentkredit zu Finanzierung laufender Geschäfte durch Einräumung einer Kontoüberziehungsspanne. Fremdkapital ist in der Regel zeitlich befristet. Tilgung und Zinskosten müssen in die Liquiditätsvorsorge eingeplant werden. Bei Beachtung der Finanzierungsregeln soll verhindern, dass ein Unternehmen sich zu sehr verschuldet. Vor allem die Finanzierung des langfristigen Vermögens durch kurzfristige Kredite ist zu vermeiden. Vor der Vergabe eines Kredites erfolgt meist durch die Bank eine Prüfung der Kreditwürdigkeit. Die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens wird dabei anhand verschiedener Messzahlen zur Vermögens- und Kapitalverteilung und zur Ertragskraft analysiert. Bei Kreditsicherungen erhält der Gläubiger Pfandrechte am Vermögen des Schuldners, oder weitere Personen garantieren Tilgung und Zinszahlung für den Kredit.

*Quellenangabe: Alle hier dargestellten Informationen waren Teil der Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann (1991-1994) und sind heute noch Bestandteil der Ausbildungen in kaufmännischer Berufen.

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