Bestandsrechnung
Auflösung der Bilanz in Einzelkonten
- Durch die im Unternehmen anfallenden Geschäftsvorfälle ändert sich das Bilanzbild laufend.
- Jeder Geschäftsvorfall berührt mindestens zwei Einzelposten der Bilanz.
- Es gilt immer der Grundsatz der Bilanzgleichheit, d.h. die Summe der Aktiva ist gleich der Summe der Passiva.
Bei jedem Geschäftsvorfall die Bilanz zu verändern ist praktisch nicht durchführbar. Angesichts der Fülle der in einem Unternehmen anfallenden Vorgänge wäre dies zu zeitraubend.
Zur Vereinfachung wird daher für jede Position der Bilanz ein eigenes Konto eingerichtet. Die entsprechenden Werte werden aus der Bilanz in diese Konten übernommen. Im Laufe des Geschäftsjahres anfallende Geschäftsvorfälle werden auf diese Konten gebucht.
Durch die Auflösung der Bilanz in Einzelkonten entstehen Aktiv- und Passivkonten (entsprechend den Seiten der Bilanz). Aktivkonten sind z.B. Konto Forderungen, Konto Maschinen, Konto Bank. Zu den Passivkonten gehören Konto Eigenkapital, Konto Verbindlichkeiten.
Ähnlich der Bilanz hat ein Konto die Form eines T, daher auch T-Konto genannt.
Die beiden Seiten heißen SOLL und HABEN, in der Mitte steht die Bezeichnung, z.B. Bank.
Als erstes wird in jedes Konto der Bestand übernommen, den die Bilanz zum Anfang eines neuen Geschäftsjahres (Eröffnungsbilanz) für diese Einzelpositionen ausweist.
Dieser Anfangsbestand (AB) wird bei jedem Konto auf die gleiche Seite übertragen, auf der dieser auch in der Bilanz stand.
Aktivkonten wie Konto Forderungen, Konto Maschinen oder z.B. Konto Bank nehmen den Anfangsbestand (AB) im SOLL auf. Passivkonten wie Konto Eigenkapital, Konto Darlehen oder Konto Verbindlichkeiten nehmen den Anfangsbestand im Haben auf.
Bilanz |
AKTIVA |
|
PASSIVA |
Gebäude Maschinen Forderungen Kasse |
200.000,- 100.000,- 50.000,- 8.000,- |
EK Darlehen Verbindl. |
215.000,- 100.000,- 50.000,- |
|
Eigenkapital (EK) |
SOLL |
|
HABEN |
|
Verbindlichkeiten |
SOLL |
|
HABEN |
|
SOLL Bilanz HABEN SOLL Darlehen HABEN
------------------------------------------ -----------------------------------
Gebäude 200.000,- | EK 215.000,- | AB 100.000,-
Maschinen 100.000,- | Darlehen 100.000,- |
Forderungen 50.000,- | Verbindl. 50.000,- |
Kasse 8.000,- | |
| |
Buchungen von Bestandsveränderungen
Nachdem die Konten eingerichtet wurden, sind die Anfangsbestände aus der Bilanz in die einzelnen Aktiv- und Passivkonten übertragen und eröffnet worden.
Während des laufenden Geschäftsjahres werden aufgrund von Geschäftsvorfällen die eintretenden Veränderungen von Aktiva und Passiva in die entsprechenden Konten eingetragen.
Kasse |
SOLL |
|
HABEN |
AB Bareinzahlung |
8.000,- 300,- |
Bezahlung Paketmarken |
50,- |
|
Das Konto Kasse weist eine Bareinzahlung von 300,- Euro auf. Der Bestand des Kontos Kasse nimmt zu, der Betrag stellt für das Konto einen Zugang dar.
Die Einzahlung von 300,- Euro vermehrt den Anfangsbestand des Kontos. Der Zugang wird deshalb auf die Seite des Anfangsbestandes geschrieben. Bei einem Aktivkonto ist das die Sollseite.
SOLL Kasse HABEN
------------------------------------------
AB 8.000,- |
Zugang 300,- |
|
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|
Neben den Zugängen gibt es auf dem Konto Kasse auch Abgänge, z.B. die Bezahlung von Paketmarken.
Abgänge mindern den Anfangsbestand und wirken den Zugängen entgegen, sie stehen daher auf der Habenseite bei Aktivkonten.
Für alle Aktivkonten gilt die Buchungsregeln Zugänge im SOLL, Abgänge im HABEN.
Aktivkonto |
SOLL |
|
HABEN |
Anfangsbestand + Zugänge |
|
- Abgänge |
|
|
Bank |
SOLL |
|
HABEN |
AB Einzahlung Überweisung von Kunden |
3.200,- 150,-
200,- |
Barabhebung Lastschrift Telekom Überweisung an Lieferer |
500,-
255,-
370,- |
|
SOLL Aktivkonto HABEN
------------------------------------------
Anfangsbestand | - Abgänge
+ Zugänge |
|
|
|
SOLL Bank HABEN
-----------------------------------------------------------------
Anfangsbestand 3.200,- | Barabhebung 500,-
Überweisung von Kunden 150,- | Überweisung an Lieferanten 300,-
Einzahlung 200,- | Lastschrift Telekom 270,-
|
|
Bei Passivkonten ist es genau umgekehrt. Anfangsbestände und Zugänge werden auf der rechten Seite im HABEN gebucht, Abgänge im SOLL.
Auch hier gilt: Zugänge vermehren, Abgänge vermindern den Anfangsbestand.
Passivkonto |
SOLL |
|
HABEN |
- Abgänge |
|
Anfangsbestand + Zugänge |
|
|
Verbindlichkeiten |
SOLL |
|
HABEN |
Überweisung ReNr.4230 Bezahlung ReNr.4228 Überweisung ReNr.4231 |
860,-
290,-
640,- |
AB Zielkauf von Waren |
10.200,-
800,- |
|
SOLL Passivkonto HABEN
------------------------------------------
- Abgänge | Anfangsbestand
| + Zugänge
|
|
|
SOLL Verbindlichkeiten HABEN
-----------------------------------------------------------------
Überweisung ReNr.4230 860,- | Anfangsbestand 10.200,-
Bezahlung ReNr.4229 290,- | Zielkauf von Waren 800,-
Überweisung ReNr.4231 640,- |
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Doppelte Buchführung
Jeder Geschäftsvorfall berührt zwei Bilanzpositionen und verändert diese in Form einer Bestandsmehrung oder Bestandsminderung.
Das bedeutet, dass jeder Geschäftsvorfall auch mindestens zwei Konten berührt und zwar die Einzelkonten der betroffenen Bilanzpositionen.
Die Bestände dieser Einzelkonten vermindern oder vermehren sich durch Abgänge bzw. Zugänge.
Ein Unternehmen verkauft Waren im Wert von 750,- Euro. Der Käufer begleicht die entsprechende Rechnung bar. Die Buchung:
SOLL Kasse HABEN
------------------------------------------
+ Zugang 750,- |
|
|
SOLL Forderungen HABEN
------------------------------------------
| - Abgang 750,-
|
|
Dieser Geschäftsvorfall berührte zwei Aktivkonten. Das Konto Kasse verzeichnete einen Zugang von 750,- Euro, das Konto Forderungen einen Abgang in gleicher Höhe. Es handelt sich um einen Aktivtausch.
Das Unternehmen kauft eine Produktionsmaschine auf Ziel für 14.000,- Euro.
Verbindlichkeiten |
SOLL |
|
HABEN |
|
Die Beispiele zeigen:
- Jeder Geschäftsvorfall berührt mindestens zwei Konten.
- Jeder Vorfall wird doppelt gebucht, bei einem Konto im SOLL, beim zweiten im HABEN.
- Die Veränderungen erfolgen auf beiden Konten in gleicher Höhe.
Daher der Ausdruck: Doppelte Buchführung.
Beim Buchen muss man überlegen...
- Welche Konten werden berührt?
- Handelt es sich um Aktiv- oder Passivkonten?
- Wird der Kontostand vermehrt (Zugang) oder vermindert (Abgang)?
Weitere Beispiele:
Ein Unternehmen kauft Stoffe für 900,- Euro gegen Banküberweisung.
SOLL Waren HABEN
------------------------------------------
900,- |
|
|
SOLL Bank HABEN
------------------------------------------
| 900,-
|
|
Es handelt sich um zwei Aktivkonten. Durch den Kauf wird das Konto Waren vermehrt, das Konto Bank vermindert.
Zugang bei Waren, Abgang bei Bank. Zugang im Aktivkonto ins SOLL, Abgang im Aktivkonto ins HABEN.
Das Unternehmen zahlt an einem Lieferanten zum Rechnungsausgleich 1.400,- Euro bar.
Verbindlichkeiten |
SOLL |
|
HABEN |
|
SOLL Kasse HABEN
------------------------------------------
| 1.400,-
|
|
SOLL Verbindlichkeiten HABEN
------------------------------------------
1.400,- |
|
|
Durch die Zahlung wird das Konto Kasse sowie das Konto Verbindlichkeiten vermindert. Der Abgang beim Aktivkonto Kasse wird im HABEN gebucht, beim Passivkonto Verbindlichkeiten im SOLL.
Das Unternehmen kauft Waren für 6.000,- Euro auf Ziel.
Verbindlichkeiten |
SOLL |
|
HABEN |
|
SOLL Verbindlichkeiten HABEN
------------------------------------------
1.400,- | 6.000,-
|
|
SOLL Waren HABEN
------------------------------------------
900,- |
6.000,- |
|
Durch den Kauf wird das Warenkonto vermehrt, die Verbindlichkeiten ebenso. Der Zugang wird beim Aktivkonto Waren ins SOLL, beim Passivkonto Verbindlichkeiten ins HABEN gebucht.
Die Sektretärin des Unternehmens hebt für Geschäftszwecke 2.000,- Euro von der Bank ab.
Die Barabhebung vermindert das Konto Bank, das Konto Kasse wird vermehrt. Zugang beim Aktivkonto Kasse ins SOLL, Abgang beim Aktivkonto Bank ins HABEN.
Wenn die Konten Bank und Verbindlichkeiten abnehmen, könnte zum Beispiel Bezahlung einer Rechnung per Banküberweisung als Geschäftsvorfall vorliegen.
Wenn das Konto Waren sich mindert und das Konto Forderungen sich mehrt, könnte Warenverkauf auf Ziel als Geschäftsvorfall aufgetreten sein.
Buchungssatz
Ein Geschäftsvorfall ändert immer mindestens zwei Konten.
Der Sollbuchung steht eine Habenbuchung im Gegenkonto gegenüber.
Diesen Vorgang drückt der Buchhalter in einem Buchungssatz aus. Dessen allgemeine Form lautet:
Beispiele: Das Unternehmen kauft gegen Barzahlung Waren im Wert von 800,- Euro. Die betroffenen Konten Waren und Kasse sind Aktivkonten.
Beim Konto Waren wird der Zugang im SOLL, beim Gegenkonto der Abgang im HABEN gebucht. Der Buchungssatz für diesen Vorfall lautet:
Waren 800,- an Kasse 800,-
Das Unternehmen verkauft Waren im Wert von 300,- Euro. Der Kunden bezahlt bar. Daraus ergibt sich ein Zugang beim
Aktivkonto Kasse im SOLL, ein Abgang beim Aktivkonto Waren im HABEN. Der Buchungssatz:
Kasse 300,- an Waren 300,-
Das Unternehmen überweist per Bank 1.300,- Euro an einen Lieferanten.
Verbindlichkeiten 1.300,- an Bank 1.300,-
Das Unternehmen verkauft auf Ziel für 2.100,- Euro an Firma Blumenthal.
Forderungen 2.100,- an Waren 2.100,-
Für die Produktion wird eine Maschine im Wert von 9.300,- Euro auf Ziel gekauft.
Maschinen 9.300,- an Verbindlichkeiten 9.300,-
Nachdem der Buchungssatz aufgestellt ist, erfolgt die Buchung in den Konten.
Dabei gilt: Zuerst im SOLL buchen, dann im HABEN buchen. Das bedeutet: Keine Buchung ohne Gegenbuchung!
Verbindlichkeitenn |
SOLL |
|
HABEN |
|
Zuerst wird im SOLL gebucht, dann im HABEN. Dabei wird jeweils das Gegenkonto angegeben, damit man weiß, woher der
Wert kommt bzw. wohin dieser geht.
Buchführung in der Praxis
Neben den Buchungssätzen und Buchungen in den Einzelkonten kommt in der Buchführung noch ein wesentlicher Faktor hinzu.
Alle Geschäftsvorgänge spiegeln sich in Belegen wieder. Deshalb heisst ein wichtiger Grundsatz ordnungsmäßiger Buchführung:
Keine Buchung ohne Beleg!
Liegen Belege zur Verbuchung vor, werden diese zunächst auf rechnerische Richtigkeit geprüft.
Danach werden die Belege nach Belegarten sortiert (Eingang / Ausgang) und innerhalb der Belegart mit einer fortlaufenden Numerierung versehen.
Nach dem Ordnen werden die Belege vorkontiert. D.h. jeder Beleg erhält einen sogenannten Kontierungsstempel, in dem der Buchungssatz in Kurzform eingetragen wird.
Im Anschluß an die Vorkontierung werden die jeweiligen Eintragungen im Grundbuch (Journal) vorgenommen. Im Journal werden alle Geschäftsvorfälle in ihrer zeitlichen Reihenfolge festgehalten.
Jeder Eintrag sollte folgendes enthalten:
- Datum des Vorgangs
- Buchungsart / Buchungstext
- Buchungssatz
- Belegart und -nummer
- Betrag
Aus den chronologischen Eintragungen im Journal lässt sich nicht ohne weiteres ein Überblick über den jeweiligen Stand von Vermögen und Kapital gewinnen.
Dazu müssen die Geschäftsvorfälle nach SOLL und HABEN in den entsprechenden Sachkonten gebucht werden. Diese Buchungen werden im Hauptbuch vorgenommen.
Das Hauptbuch enthält alle Einzelkonten. Dabei erfolgt die Eintragung der Geschäftsvorfälle nach ihren sachlichen Zusammenhängen. Das Konto Kasse weist z.B. nur Vorfälle aus, die Bargeschäfte betreffen.
In den Einzelkonten wird jeweils das Konto der Gegenbuchung angegeben.
Die Praxis der Buchführung sieht so aus:
- Sortierung der Belege nach Belegarten
- Vorkontierung der Belege
- Eintragung ins Grundbuch
- Buchhung auf dem Sachkonto im Hauptbuch
Abschluß der Bestandskonten
Am Ende eines Geschäftsjahres wird der End- bzw. Schlussbestand der Konten ermittelt.
Kasse |
SOLL |
|
HABEN |
AB Z Z Z |
8.300,- 300,- 400,- 1.000,- |
A A A |
400,- 100,- 1.500,- |
10.000,- | |
|
Beispiel Konto Kasse. Es weist neben dem Anfangsbestand die während des Geschäftsjahres erfolgten Zugänge und Abgänge auf.
Der Schlussbestand des Kontos wird als Unterschiedsbetrag zwischen der Summe der SOLL- und HABEN-Seite ermittelt. Im Beispiel beträgt die Differenz 8.000,- Euro.
Diesen Unterschiedsbetrag nennt man Saldo, welcher als Schlussbestand (SB) auf der schwächeren Seite des Kontos eingesetzt wird.
Kasse |
SOLL |
|
HABEN |
AB Z Z Z |
8.300,- 300,- 400,- 1.000,- |
A A A SB |
400,- 100,- 1.500,- 8.000,- |
10.000,- | 10.000,- |
|
Dadurch erhalten SOLL und HABEN jetzt den gleichen Endbetrag, d.h. das Konto ist ausgeglichen.
Bei Aktivkonten steht der Saldo in der Regel auf der HABEN-Seite, da Zugänge und Anfangsbestand auf der SOLL-Seite stehen.
Anfangsbestand (AB) + Zugänge > Abgänge
Umgekehrtes gilt für Passivkonten: Anfangsbestand und Zugänge werden auf der HABEN-Seite eingetragen, daher wird der Saldo auf der schwächeren
SOLL-Seite eingesetzt.
Aktivkonto: Saldo im Haben
Passivkonto: Saldo im SOLL
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*Quellenangabe: Alle hier dargestellten Informationen waren Teil der Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann (1991-1994) und sind heute noch Bestandteil der Ausbildungen in kaufmännischer Berufen.